Wenn Theresa May ins Phrasenschwein einzahlen müsste, sie wäre längst bettelarm. Gebetsmühlenartig wiederholte sie im Unterhaus, man müsse „den Willen des Volkes“ umsetzen. Sie meinte natürlich ihre Interpretation dieses Willens, einen vergleichsweise harten EU-Austritt: raus aus dem Binnenmarkt und der Zollunion. Nun spricht die britische Premierministerin doch noch mit der Opposition, das Resultat – wenn es eins gibt – kann nur ein weicherer Brexit sein. Und der Wille des Volkes?
May bleibt nichts übrig, ihr neuer Kurs ist ein Notausgang im Brexit-Chaos. Aber zugleich legt er die Widersprüche dieses völlig vermurksten Austritts-Prozesses weiter frei. Der Schaden nach außen ist so oder so immens, der nach innen auch. Denn sollte es tatsächlich einen Kompromiss geben, würde er Mays Tories sprengen und auch an der EU-freundlicheren Labour-Partei nagen. Corbyn wäre der, der den Brexit möglich gemacht hat.
Ob beide das riskieren wollen? Zweifel sind angebracht. Vielleicht ist das alles aber auch nur eine Finte Mays, um der EU Bewegung zu suggerieren und mehr Zeit herauszuschlagen. Oder um die Hardliner in ihrer Partei angesichts der Alternative doch noch für ihren Deal zu begeistern. Denn über den, heißt es, wolle May womöglich erneut abstimmen lassen. Es wäre das vierte Mal! Die Briten hatten übrigens nur eine Chance, über den Brexit zu befinden. So viel zum „Willen des Volkes“.
Marcus.Maeckler@ovb.net