München – Thomas Gebhart und sein Chef Jens Spahn haben in letzter Zeit eine Menge Post bekommen. Rund 14 000 Karten von Hebammen, Müttern oder anderen Betroffenen des Personalmangels in der Geburtshilfe flatterten im Bundesgesundheitsministerium ein. Dahinter steckt eine im Internet beworbene Aktion, die auf die schwierige Situation hinweisen soll. Auch in Bayern hat mehr als jede vierte Mutter Schwierigkeiten dabei, eine Hebamme zu finden.
Nun ist es nicht so, als hätte man im Ministerium von dem Problem bisher gar nichts gehört, sagt der Parlamentarische Staatssekretär Gebhart (CDU). „Die Postkarten kommen hier im Ministerium an, aber wir werden auch immer wieder im Gespräch auf regionaler und lokaler Ebene von den Hebammen und ihren Verbänden auf Probleme hingewiesen.“ Wie wertvoll deren Arbeit sei, das wisse er aus eigener Erfahrung, sagt Gebhart. Vor einem Jahr ist er selbst Vater geworden.
Schon im Januar hat das Ministerium angekündigt, etwas gegen den Hebammenmangel zu unternehmen. Das Ergebnis: Per Gesetz wurden jüngst die Krankenkassen verpflichtet, eine Online-Datenbank aufzubauen, die bei der Suche nach Hebammen helfen soll. Zudem sollen Krankenhäuser ab dem 1. Mai dabei unterstützt werden, ihren Hebammen eine geeignete Kinder-Betreuung anzubieten. Ehemaligen Hebammen will man den Wiedereinstieg in den Beruf erleichtern. Und nicht zuletzt auf Drängen der EU soll zudem die Ausbildung reformiert werden. Ein Studium soll bald die Hebammenschule ersetzen. „Wir wollen den Praxis-Anteil aber weiterhin sehr hoch halten“, sagt Gebhart.
Um weitere Schritte folgen zu lassen, kündigte das Ministerium eine Untersuchung an, die mittlerweile Form annimmt. „Wir haben nun das IGES-Institut damit beauftragt, die Situation und die Arbeitsbelastung der Hebammen in der stationären Versorgung in einem umfassenden Gutachten zu beleuchten“, sagt Gebhart. Knapp 170 000 Euro gibt das Ministerium dafür aus, im Herbst sollen Resultate vorliegen und eine verlässliche Datengrundlage bilden. „Es werden nicht nur die Krankenhäuser und Hebammen, sondern auch 5000 Mütter befragt.“ Gebhart kündigt an: „Wir werden die Ergebnisse dann umgehend auswerten und noch im Laufe dieses Jahres unsere Schlussfolgerungen für konkrete Schritte daraus ziehen.“ SEBASTIAN HORSCH