Das, was an diesem Wochenende passiert ist, ist zumindest bemerkenswert. Da fand in München eine Demonstration statt, weil Fans das Ansehen Michael Jacksons verunglimpft sehen. Hintergrund: ProSieben strahlte am Samstag die TV-Sendung „Leaving Neverland“ aus, in der zwei Männer den Musik-Superstar schwer belasten und darüber berichten, wie er sie missbraucht hatte, als sie noch Buben waren. Kritiker sagen, die TV-Dokumentation habe handwerkliche Mängel und sei einseitig. Andere Zuschauer sehen den Mythos Jackson dagegen endgültig entzaubert, sein Denkmal vom Sockel gestürzt.
Nun sind die Vorwürfe nicht neu, Gerichte haben sich mit dem Thema befasst, und Jackson ist vor fast zehn Jahren gestorben. Insofern mag man sich fragen, warum das alles, was vor langer Zeit und weit weg geschehen ist, noch ein Thema ist.
Vielleicht ja deshalb, weil es etwas Grundlegendes über uns Menschen sagt. Weil es zeigt: Dort, wo ein Mensch kultisch verehrt wird, wird es gefährlich. Ja, man darf Vorbilder haben. Ja, man darf sich freuen an der Musik (oder anderen Fähigkeit) eines Menschen. Mehr aber auch nicht, denn unantastbar darf keiner werden. Kult macht krank, vor allem denjenigen, der da verehrt wird.
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