Schulfach „Alltagskunde“

Mehr als Schnürsenkelbinden

von Redaktion

DIRK WALTER

Wenn man sich vergegenwärtigt, was Schüler so alles nicht können, wird einem fast angst und bange: Vom Schnürsenkelbinden über Mülltrennung bis hin zur richtigen Handhabung eines Kehrbesens wurde da schon alles Mögliche angeführt, um die fehlende Alltagstauglichkeit der Jugendlichen zu beklagen. Jüngst hat eine Schülerin bejammert, sie habe auf dem Gymnasium alles gelernt, nur nicht, wie man eine Steuererklärung ausfüllt. Der Applaus der Netzgemeinde war ihr sicher. Solche Klagen sind allerdings stets ein wenig wohlfeil, weil so praktisch alles an die Schulen delegiert und Eltern-Verantwortung völlig negiert werden kann.

Das spricht auch gegen die schnelle Erfindung neuer Fächer wie jetzt der „Alltagskunde“ in Bayern. Andererseits: Man muss so ein Schulfach nicht von vorneherein verdammen, schließlich heißt es schon in unserer über 70 Jahre alten Bayerischen Verfassung, dass die Schulen nicht nur „Wissen und Können“ vermitteln sollen, sondern auch „Herz und Charakter“. Dieser Verfassungsauftrag enthält aber mehr als eine Art Landwirtschaftskunde, wie sie wohl der Staatsregierung vorschwebt. Man sollte auch sagen, an welchen Schularten das Fach eingeführt werden soll. Übrigens: Von Mülltrennung und der Steuererklärung steht nichts in unserer Verfassung. Zum Glück!

Dirk.Walter@ovb.net

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