Helsinki – Die Finnen haben bei der Parlamentswahl ihren bisherigen Regierungschef Juha Sipilä abgestraft und die Sozialdemokraten auf Kurs in Richtung ihres ersten Wahlsieges seit 20 Jahren gebracht. Die Sozialdemokratische Partei des Vorsitzenden und möglichen künftigen Ministerpräsidenten Antti Rinne lag am Sonntagabend in einer Hochrechnung des finnischen Rundfunks Yle nach Auszählung von knapp zwei Dritteln der Stimmen bei 40 der 200 Sitze für das Parlament. Das ist ein Zugewinn von sechs Mandaten.
Auf Rang zwei folgten die konservative Nationale Sammlungspartei des bisherigen Finanzministers Petteri Orpo und die rechtspopulistische Partei Die Finnen mit jeweils 38 Sitzen. Die Zentrumspartei von Sipilä lag zu dem Zeitpunkt bei nur noch 30 Parlamentssitzen. Damit büßt das Zentrum wohl 19 Sitze ein. Keine Partei lag zu dem Zeitpunkt bei mehr als 20 Prozent der Wählerstimmen – das ist ungewöhnlich in Finnland.
„Es ist noch zu früh zum Feiern“, warnte Rinne nach der Veröffentlichung der Hochrechnung. „Aber wenn das das Endergebnis sein wird, dann bin ich überhaupt nicht enttäuscht“, sagte er. Tatsächlich schmolz der Vorsprung der Sozialdemokraten nach der Hochrechnung. Am späten Abend sollte ein vorläufiges Endergebnis veröffentlicht werden.
Sipilä zeigte sich bereits früh am Abend deutlich zerknirscht: „Das Zentrum ist der größte Verlierer dieser Wahl. Dieses Ergebnis ist eine große Enttäuschung für uns“, sagte er. Der Liberale wollte aber nicht sagen, ob seine Partei in die Opposition wechseln werde. Die Grünen legten laut Hochrechnung um rund acht Mandate auf 23 zu, die Linken um drei auf 15.
Bleibt es bei diesen Werten, stehen dem skandinavischen EU- und Euroland schwierige Regierungsverhandlungen ins Haus. Um zu sehen, wie zäh diese Verhandlungen sein können, reicht den Finnen ein Blick zum Nachbarn Schweden: Dort war Ministerpräsident Stefan Löfven – ebenfalls ein Sozialdemokrat – erst nach turbulenten Monaten Anfang des Jahres erneut zum Regierungschef gewählt worden. Seine rot-grüne Minderheitsregierung arbeitet nun bei bestimmten Sachthemen mit bisherigen politischen Gegnern zusammen. Wegen des guten Abschneidens der rechtspopulistischen Schwedendemokraten hatten die bisherigen Parteienblöcke keine Mehrheiten mehr zusammenbekommen.
Das Abschneiden der Rechtspopulisten in Finnland ist auch hinsichtlich der Europawahl am 26. Mai interessant: Die Finnen-Partei gehört neben der deutschen AfD und der italienischen Lega zu den Parteien, die im EU-Parlament eine neue Allianz der Rechtspopulisten bilden wollen. Finnland tritt am 1. Juli zudem turnusmäßig die EU-Ratspräsidentschaft an. Statt mit EU-Themen befassten sich die Finnen im Wahlkampf aber vor allem mit einer gescheiterten Gesundheitspflege- und Sozialreform, dem Klimawandel sowie dem Umgang mit dem Nachbarn Russland. dpa