Wer braucht schon die Salzburger Osterfestspiele? Die Frage drängt sich auf. Doch auch eine zahlungskräftige Klientel, die sich vor Regie-Ambition fürchtet, mag schließlich bedient werden. Es ist ein Biotop aus der Opern-Steinzeit, das hier gehegt wird, das sich zu einem respektablen Teil selbst finanziert und das regelmäßig musikalisch Höchstklassiges hervorbringt. Legitim ist so etwas genauso wie die Experimentierlust eines deutschen Stadttheaters.
Das eigentliche Problem ist: Dass die Osterfestspiele gerade in eine Führungsdebatte hineingeschlittert sind, daran sind sie auch selbst schuld. Ohnehin muss dieses Salzburger Mini-Festival, einst zu Herbert von Karajans Geldvermehrung gegründet, ständig Verträge mit den Sommerfestspielen schließen. Säle werden gemietet, die Technikabteilung wird benötigt und noch vieles andere mehr, über das man nicht selbst verfügt. Um außerdem eine Opernproduktion pro Jahr nebst Konzerten zu planen, braucht es keinen Vollzeit-Intendanten, ob der Nikolaus Bachler heißt oder nicht. Wohl aber ein künstlerisches Aushängeschild. Für das Pfingstfestival, ein Ableger der großen Sommerschwester, wurde mit Cecilia Bartoli eine solche Lösung gefunden. Was für Ostern also bedeuten müsste: Behaltet Christian Thielemann als Publikumsmagnet – und schlüpft unters Dach der Sommerfestspiele.
Markus.Thiel@ovb.net