CDU-Machtkampf um Angela Merkels Erbe

von Redaktion

Merz und Spahn bringen sich in Stellung, falls AKK bei den kommenden Wahlen versagen sollte

München – Annegret Kramp-Karrenbauer hat den Kampf um den CDU-Vorsitz gewonnen – aber die Frage, wer Unions-Kanzlerkandidat wird, ist damit noch längst nicht entschieden. Im Hintergrund läuft ein Machtkampf, bei dem sich Friedrich Merz und Jens Spahn als Reserve in Stellung bringen, falls die neue CDU-Chefin bei den in diesem Jahr anstehenden Wahlen desaströse Ergebnisse einfahren sollte.

Denn Merz hat seine politischen Ambitionen trotz der Niederlage im Kampf um den CDU-Vorsitz nicht aufgegeben. Das machte er gleich nach Kramp-Karrenbauers Sieg deutlich, als er erklärte, er würde sich ein Ministeramt „aufgrund meiner Erfahrung in Wirtschaft und Politik zutrauen“. Merkel ließ ihn kühl abblitzen, indem sie erklären ließ, sie plane keine Kabinettsumbildung.

Kramp-Karrenbauer hingegen hat laut Vertrauten einen Deal mit Merz geschlossen: Wenn er sich loyal ihr gegenüber verhalte, dann werde er ein Ministeramt unter einer Kanzlerin Kramp-Karrenbauer bekommen. Bisher hält sich Merz an dieses Versprechen und spricht laut „Spiegel“ selbst im kleinen Kreis nur gut über die Saarländerin – im offensichtlichen Gegensatz zu seinen Dauer-Sticheleien gegen Merkel.

Ein Parteiamt hat Merz von AKK auch schon bekommen: Vizepräsident des CDU-Wirtschaftsrats – was passen würde zu seinen Ambitionen, den unter Beschuss geratenen Wirtschaftsminister Peter Altmaier zu beerben.

Der Shitstorm, mit dem Altmaier derzeit von einigen Medien, aber auch von Unternehmens-Verbänden bombardiert wird, sei durchaus von Merz-Getreuen befeuert, heißt es aus Unions-Kreisen. Doch selbst wenn Altmaier stürzen sollte: Solange Merkel im Amt ist, ist kaum vorstellbar, dass sie ihren Gegner Merz in ihr Kabinett holt. Und wenn AKK es wirklich gelingen sollte, Kanzlerin zu werden, ist offen, ob dann nicht ein Koalitionspartner das Wirtschaftsressort beansprucht.

Insofern ist der Deal zwischen AKK und Merz wenig wert – in beide Richtungen: Wenn Kramp-Karrenbauer bei den anstehenden Wahlen scheitern sollte, wird Merz seine Chance auf mehr als nur ein Ministeramt wittern.

Jens Spahn fährt eine defensivere Strategie im unionsinternen Machtkampf als seine Konkurrenten. Schließlich hat er noch viel Zeit für seine Kanzler-Ambitionen, da er mit seinen 38 Jahren deutlich jünger ist als die 56-jährige AKK und der 63-jährige Merz. Spahn setzt darauf, dass er mit einem Dauer-Feuerwerk an Gesetzesinitiativen und Talkshow-Auftritten allen anderen in der Union die Show stiehlt. Und so zur natürlichen Alternative zu AKK aufsteigt, falls deren Kanzler-Ambitionen scheitern sollten.

Die Kanzlerin hält sich aus all dem heraus: Sie soll im Parteipräsidium deutlich gemacht haben, dass für sie der Verzicht auf den CDU-Vorsitz damit einher gehe, dass nun andere für die Partei in der Pflicht stünden. Merkel sei es leid, dass die CDU bei schlechten Umfragewerten auf Distanz zu ihr gehe, bei den gerade wieder guten Beliebtheitswerten aber die Nähe zu ihr suche. KLAUS RIMPEL

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