Kritik an ARD und ZDF

Ein Recht auf rasche Information

von Redaktion

MIKE SCHIER

Ulrich Deppendorf, lange eines der seriösen Gesichter des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, sprach aus, was viele dachten: „Warum gab es keinen ARD-Brennpunkt zum Brand von Notre-Dame?“, fragte der Ex-Chefredakteur die alten Kollegen via Twitter. In der Tat zeigten sich die gebührenfinanzierten Sender – zumindest jenseits des bewegten Claus Kleber – sehr unflexibel. Ausgerechnet in Zeiten, in denen sie so kritisch hinterfragt werden.

Die Verteidigungshaltung, man wolle auf aktuelle Ereignisse nicht mit Spekulationen reagieren, mag ehrenhaft klingen, in die Zeit passt sie nicht mehr. Das Tempo des Nachrichtengeschäfts hat sich mit dem Internet drastisch erhöht. Das birgt die Gefahr von (bewusster) Falschinformation und verschiebt die Interpretationshoheit zu nicht immer seriösen Protagonisten. Die Antwort auf diese Entwicklungen heißt deshalb nicht, sich ihnen zu verweigern. Im Gegenteil: Seriöser, aber zeitnaher Journalismus ist wichtiger denn je. Auch in Sondersendungen.

Die Debatte birgt eine gesellschaftliche Dimension, die man nicht unterschätzen sollte: In Krisensituationen wie am Montag greift schon heute eine kleine Informationselite im Netz auf internationale Quellen zurück. Die große Mehrheit aber informiert sich gerade abends weiter über das Fernsehen. Wenn diese Mehrheit dauerhaft das Gefühl bekommt, zu Bürgern zweiter Klasse zu werden, bekommen nicht nur die Sender ein Problem.

Mike.Schier@ovb.net

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