Karfreitag 2019

Das Leiden an der Kirche

von Redaktion

CLAUDIA MÖLLERS

In der Karwoche 2019 befindet sich die katholische Kirche in desolatem Zustand. Statt gemeinsam die Verantwortung für Verbrechen zu übernehmen, die Männer der Kirche an Kindern und Ordensfrauen begangen haben, und daraus die nötigen Konsequenzen zu ziehen, werden abstoßende Grabenkämpfe innerhalb der Kirche befeuert.

Dass der frühere Papst Benedikt XVI. aus Sorge um sein eigenes Vermächtnis sein Schweigeversprechen bricht und sich zum Fürsprecher der Reformverweigerer macht, dürfte nicht nur die Opfer von kirchlichen Straftätern schaudern. Während restaurative Kräfte um den früheren Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, frohlocken, wenden sich immer mehr Menschen selbst aus den Kerngemeinden beschämt ab.

Die Kartage, an denen Christen des Leidens und Sterbens Jesu gedenken, sollten auch jene zur Besinnung führen, die die Kirche als Machtapparat missbrauchen und nur um ihre eigene Sonderstellung fürchten. Es geht nicht darum, dass Kirche sich dem Zeitgeist anpasst. Das ist das Schreckgespenst, das Reformgegner seit jeher an die Wand malen. Die Verantwortlichen müssen Irrwege innerhalb der Institution erkennen und benennen. Und dann muss die katholische Kirche bereit sein, neue Wege zu gehen – beim Zugang zum Priesteramt, bei der Rolle der Frauen, bei der Aufgabenverteilung in den Pfarreien.

All das sind keine Einflüsterungen des Teufels, sondern notwendige Veränderungen, damit das Leiden an der Kirche gelindert wird. Nach der Karwoche kommt die Auferstehung. Das sollte auch eine Hoffnung für den Zustand der katholischen Kirche sein.

Claudia.Moellers@ovb.net

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