Tripolis/New York – Die Zahl der Opfer bei den Kämpfen um die libysche Hauptstadt Tripolis steigt immer weiter. Die Weltgesundheitsorganisation WHO meldete am Freitag mindestens 213 Tote und über 1000 Verletzte seit dem Ausbruch der Zusammenstöße vor rund zwei Wochen. Trotz der Eskalation der Gewalt scheiterte der UN-Sicherheitsrat in New York erneut mit dem Versuch, eine einheitliche Haltung zur Lage in dem Krisenland zu finden.
Es sei „frustrierend“, dass der Text nicht vorankomme, sagte der deutsche UN-Botschafter Christoph Heusgen nach einer Dringlichkeitssitzung hinter verschlossenen Türen. Es sei wichtig, eine entschiedene Resolution zu verabschieden, „von einem geeinten Rat, hinter der jeder stehen kann und in der wir klar sagen, wer Verantwortung trägt und was getan werden muss“. Deutschland, das zurzeit den Vorsitz im Sicherheitsrat innehat, hatte die Sitzung einberufen.
In Libyen konkurrieren zwei Regierungen und zahlreiche Milizen um die Macht. Truppen des einflussreichen Generals Khalifa Haftar hatten Anfang April einen Angriff auf Tripolis begonnen, wo die international anerkannte Regierung von Fajis al-Sarradsch sitzt. Haftar (75) hat seinen Einfluss auf große Teile Libyens ausgedehnt und will auch die Hauptstadt unter Kontrolle bringen.
Der Sicherheitsrat hatte sich vor rund zwei Wochen „zutiefst besorgt“ gezeigt. In einer Erklärung rief er Haftar auf, den Vormarsch auf Tripolis zu stoppen. Alle Appelle dieser Art verhallten ungehört. Auf eine Resolution konnte sich der Rat damals wie heute nicht einigen. Haftar wird unter anderem von der Veto-Macht Russland, aber auch von Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Ägypten und Frankreich unterstützt. Das Weiße Haus teilte am Freitag mit, US-Präsident Donald Trump habe am Montag mit Haftar telefoniert. dpa