Vatikanstadt – Tausende Gläubige haben am Karfreitag mit Papst Franziskus in Rom des Leidens und Sterbens Jesu Christi gedacht. Im Petersdom feierte das Katholiken-Oberhaupt die Karfreitagsliturgie. Später am Abend verfolgte der 82-Jährige die Kreuzwegprozession am Kolosseum. Auch in Jerusalem erinnerten Christen an Kreuzigung und Tod von Jesus.
Der Kreuzweg ist eine Jahrhunderte alte Tradition und stellt Jesus’ Leidensweg bis zur Kreuzigung nach. Im Mittelpunkt standen aktuelle Schicksale – beispielsweise das Leid von sexuell ausgebeuteten Frauen und von Flüchtlingen. Angeprangert werden auch Diskriminierung und Gleichgültigkeit.
Die Worte, die an den insgesamt 14 Stationen verlesen werden sollten, stammen von der italienischen Nonne Eugenia Bonetti. Sie engagiert sich für Frauen, die zur Prostitution gezwungen werden. Was sie schildert, geht ins Mark: So wird etwa von „einer Minderjährigen mit einem zierlichen kleinen Körper“ erzählt, „die ich eines Nachts in Rom traf, wo Männer in luxuriösen Wagen Schlange standen, um diese Mädchen auszubeuten“.
Im Gebet zum Abschluss schlug der Papst einen Bogen zu Problemen heute. Er ging auf Hunger, Kriege und Ungerechtigkeiten, Umweltzerstörung, den Umgang mit Migration, aber auch innerkirchliche Sorgen ein.
In seinem abschließenden Gebet erbat Franziskus auch, dass die „Kreuze der Welt“ erkannt würden – etwa das „Kreuz der Migranten, die auf verschlossene Türen stoßen, verursacht durch Angst und von politischem Kalkül gepanzerte Herzen“. Er spielte auch auf Misshandlungen Minderjähriger an, „das Kreuz der Kleinen, verletzt in ihrer Unschuld und Reinheit“. Die Kirche habe Schwierigkeiten, die Liebe Gottes zu verbreiten, „sogar unter den Getauften“. Sie fühle sich „beständig angegriffen, von innen wie außen“, so der Papst.
Ostern ist für Christen das wichtigste Fest. Den Höhepunkt stellt die Osternacht dar, die der Pontifex am Samstagabend im Petersdom mit einer Liturgie begeht. Dabei wird an die für den christlichen Glauben zentrale Auferstehung von Jesus Christus erinnert. Am Sonntag spendet der Papst dann den Segen „Urbi et Orbi“.
In Jerusalem zogen Tausende Christen in mehreren Prozessionen durch die Altstadt. Mönche liefen in ihren braunen und schwarzen Gewändern über die Via Dolorosa, Gläubige sangen und trugen Holzkreuze. Protestanten gingen den Pilgerweg zur evangelischen Erlöserkirche, Katholiken zur Grabeskirche.
Die Grabeskirche in Jerusalem steht an der Stelle, wo Jesus dem christlichen Glauben nach gestorben und wiederauferstanden ist. An Karsamstag und Ostersonntag werden in der Grabeskirche auch Messen gefeiert. Die israelische Regierung sagte zu, dass auch Hunderte Christen aus dem von dem Land blockierten Gazastreifen zu Ostern nach Ost-Jerusalem und in das Westjordanland reisen dürfen. Der Karfreitag fiel auch mit dem Beginn des jüdischen Pessach-Festes zusammen, ein Pilgerfest mit vielen Besuchern. (mit kna)