Bischöfe preisen Greta

Neue Propheten

von Redaktion

GEORG ANASTASIADIS

Ostern ist das heiligste Fest des Christentums. An Ostern zeigen die Kirchen ihren wichtigsten Glaubensschatz her. Es geht um die Verheißung eines Lebens nach dem Tod, die Menschen seit 2000 Jahren Trost und Hoffnung spendet.

Doch nicht darüber sprechen in diesen Tagen manche deutsche Bischöfe. Sondern darüber, wie sehr sie in der Klimaaktivistin Greta Thunberg eine Wiedergängerin des Propheten zu erkennen glauben. Nach dem Erzbischof von Berlin war es nun der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer, der es für angemessen hielt, das schwedische Mädchen zur spirituellen Erweckerin zu verklären.

Das klingt gerade so, als wäre Greta die kindliche Klimagöttin. Die neue Sehnsucht nach einem Erlöser verrät viel über den Zustand der Kirche und der Gesellschaft. Warum glauben Kirchenmänner mehr über Greta als über Jesus Christus reden zu müssen? Könnte es daran liegen, dass die spirituelle Kraft der Amtskirche schwindet? Zumindest ist sie tief begraben unter der tonnenschweren Last einer Missbrauchsdebatte, zu der führenden Stimmen aus dem Vatikan nichts Besseres einfällt, als sie der 68-er Bewegung in die Schuhe zu schieben. In ihrer Not laufen jetzt sogar Bischöfe einem Kinderstar hinterher, in der verzweifelten Hoffnung, ein wenig von der Liebe abzubekommen, mit der die Welt eine Klimaaktivistin überschüttet.

Und die Gesellschaft? Es waren die Aufklärer, die Europa zum Kontinent der Vernunft machten. Wie würde es wohl Voltaire deuten, dass im 21. Jahrhundert die Europäer, angefeuert ausgerechnet von einer Allianz von Kirchenführern und religionsskeptischen Grünen, einer zur Heilsbringerin mystifizierten 16-Jährigen huldigen?

Georg.Anastasiadis@ovb.net

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