City-Maut

Prüfen ist nicht verboten!

von Redaktion

WOLFGANG HAUSKRECHT

Der Deutsche Städtetag hat sich für die Erprobung einer City-Maut ausgesprochen. Viele Städte in Europa haben sie längst. In Rom ist das Zentrum tabu, eine Ausnahmegenehmigung kostet 360 Euro im Jahr. In London wird eine „Staugebühr“ fällig, 11,50 Pfund am Tag – etwa 13,30 Euro. Bologna, Mailand, Stockholm, Göteborg, Oslo haben eine City-Maut. Warum also nicht München?

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) lehnt eine City-Maut ab, ebenso die CSU. Eine vertretbare Haltung, aber ein Hintertürchen sollten sich beide mal offen halten. Die Stadt wächst, der Verkehr nimmt zu, Dauerstau droht. Wegen des Wohnungsmangels wird zudem permanent verdichtet. Reiter will keine City-Maut, andererseits den Autofahrern Spuren nehmen für Fußgänger, Radler, öffentlichen Nahverkehr. Wie soll das auf Dauer gehen? Nur wenn der Autoverkehr weniger wird.

Eine City-Maut ist kein Wundermittel, aber vielleicht ein Baustein, gemeinsam mit mehr Bussen, U- und Trambahnen – und Park & Ride-Flächen. London nimmt jährlich 150 bis 200 Millionen Euro Staugebühr ein. Für 150 Millionen könnte die Münchner Verkehrsgesellschaft 14 neue U-Bahnzüge kaufen, oder über 400 Gelenkbusse. Oder man könnte die Ticketpreise senken. Das wäre sozial und macht den öffentlichen Nahverkehr attraktiver. Klar ist: Die Maut müsste zweckgebunden verwendet werden.

Die Politik sollte eine City-Maut nicht dogmatisch ausschließen, sondern unvoreingenommen und ergebnisoffen prüfen. Mag sein, dass den SUV-Fahrer aus Starnberg eine Maut nicht juckt, aber dann zahlt er wenigstens seinen Obolus. Mit dem Auto kommt er sowieso – wenn ihn der Dauerstau nicht irgendwann ausbremst.

Wolfgang.Hauskrecht@ovb.net

Artikel 9 von 11