Stockholm – Auch 2018 haben die Länder der Erde wieder mehr Geld ins Militär gesteckt als im Jahr zuvor. Die weltweiten Militärausgaben stiegen um 2,6 Prozent auf schätzungsweise 1,82 Billionen Dollar (1,64 Billionen Euro) und damit zum zweiten Mal in Folge, wie das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri mitteilte. Das bedeutet einen neuen Höchststand seit 1988, als Sipri erstmals einheitliche globale Vergleichsdaten zur Verfügung hatte.
Besonders die USA und China investierten 2018 deutlich mehr ins Militär, wie der Sipri-Forscher Nan Tian erklärte. Während Russland nach einem weiteren Rückgang erstmals seit zwölf Jahren aus den Top Fünf herausrutschte, überholte Deutschland mit einem Anstieg um 1,8 Prozent auf 49,5 Milliarden Dollar (44,4 Milliarden Euro) Japan und liegt damit nun an weltweit achter Stelle.
Unangefochtener Spitzenreiter bleiben die USA. Unter der Ägide von Präsident Donald Trump gaben die Vereinigten Staaten 2018 knapp 649 Milliarden Dollar (583 Milliarden Euro) für ihre Verteidigung aus. Das entspricht mehr als einem Drittel (36 Prozent) der weltweiten Militärausgaben und ist fast so viel wie alle Investitionen der acht darauffolgenden Länder zusammengerechnet. Ein Hauptgrund für den Anstieg um 4,6 Prozent sei, dass von der Trump-Regierung beschlossene Waffenbeschaffungsprogramme umgesetzt worden seien, erklärte Sipri-Expertin Aude Fleurant. Die Ausgaben liegen allerdings deutlich unter den Zahlen im Zehn-Jahres-Vergleich. Die US-Militärausgaben betrugen Sipri zufolge 3,2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, die Deutschlands nur 1,2 Prozent. Das Nato-Ziel zur Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf zwei Prozent verfehlt Deutschland damit deutlich – ebenso wie mehrere andere Nato-Staaten.
Die chinesischen Militärausgaben stiegen derweil um 5,0 Prozent und damit zum 24. Mal in Folge. Die zehn vordersten Plätze komplettieren Saudi-Arabien, Indien, die drei UN-Vetomächte Frankreich, Russland und Großbritannien sowie Deutschland, Japan und Südkorea.
Auch wenn die russischen Militärausgaben unter anderem aufgrund der Wirtschaftsprobleme zurückgehen, werde Russland in der Region weiter stark als Bedrohung wahrgenommen, sagte Sipri-Fachmann Pieter Wezeman. Das Resultat: deutlich höhere Verteidigungsausgaben in Polen, der Ukraine, Bulgarien, Lettland, Litauen und Rumänien.
In absoluten Zahlen am stärksten sanken die Militärausgaben in Saudi-Arabien, das 2018 rund 4,6 Milliarden Dollar weniger in sein Militär steckte als 2017. Die schwarz-rote Bundesregierung hatte im November 2018 als Reaktion auf die Tötung des regierungskritischen saudischen Journalisten Jamal Khashoggi alle Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien gestoppt. Berlin geht es dabei unter anderem darum, dass keine deutschen Waffen im Jemen-Krieg gegen die Huthi-Rebellen verwendet werden.