Hinterher lobten alle artig die gute Gesprächsatmosphäre beim ersten bayerischen ÖPNV-Gipfel. Aber wie es halt bei diesen Gipfeln so ist: Meist gibt es viele blumige Worte, aber wenig Konkretes. Einzig das 365-Euro-Jahresticket scheint in greifbare Nähe zu rücken. Doch so schnell, wie es Ministerpräsident Söder gestern suggerierte, wird es zumindest beim MVV auch wieder nicht gehen. Die Staatsregierung giert beim lästigen Mobilitätsthema nach schnellen Erfolgen. Aber selbst das 365-Euro-Jahresticket ist nicht so schnell umsetzbar, wie es sich manche im Hinblick auf die Kommunalwahl im nächsten Jahr erhoffen.
Außerdem muss die Frage erlaubt sein, was das Ticket denn den heutigen Pendlern bringen wird? Wahrscheinlich noch vollere Züge. Wobei wir beim nächsten Thema sind: Eine Tarifreform ist ohne einen Quantensprung bei der Infrastruktur nicht einmal die Hälfte wert. Das Problem: Beim Ausbau der Schiene gibt es keine schnellen Erfolge, die man dem Wahlvolk präsentieren kann. Da müssen uneigennützig dicke Bretter gebohrt werden. Mit der selbst verordneten 10-Jahres-Amtsperiode darf Söder indes schon froh sein, wenn er die zweite Münchner S-Bahn-Stammstrecke eröffnen darf – und diese Ehre wegen (absehbarer) Zeitverzögerungen nicht einem/einer Nachfolger(in) zukommt.
Dirk.Walter@ovb.net