Wahl in Spanien

Sánchez muss ein Kunststück gelingen

von Redaktion

MARCUS MÄCKLER

Spanien galt lange als Ausnahme in Europa – dieser Status ist seit Sonntag Geschichte. Mit Vox sitzt bald erstmals eine Rechtsaußen-Partei im Parlament, die sich offen auf Ex-Diktator Franco bezieht und im Wahlkampf massiv gegen Migranten und die Separatisten in Barcelona hetzte. Trotzdem schmiegten sich Konservative und Rechtsliberale den Rechten auffällig an. Zeitweise witterte Vox gar die Chance, Teil einer neuen Regierung zu werden. Die gute Nachricht ist: Das wird nicht passieren.

Die Spanier haben sich all der offenkundigen Probleme zum Trotz für Mäßigung entschieden; vielleicht auch in dem Bewusstsein, dass eine rechtskonservative Allianz den ohnehin labilen inneren Frieden hätte gefährden können. Die Spitzenkandidaten spielten offen mit dem Gedanken, die Autonomierechte der Regionen zu beschneiden und den konfrontativen Kurs der Vorgängerregierung unter Mariano Rajoy zu verschärfen. Nicht auszudenken, was das in Katalonien angerichtet hätte.

Dem Wahlsieger Pedro Sánchez steht die schwerste aller Aufgaben trotzdem noch bevor. Wenn er das doppelt gescheiterte Experiment Minderheitsregierung nicht nochmals wiederholen will, ist er auf mehrere Koalitionspartner angewiesen. Spaniens Politiker haben damit keine Erfahrung, die Verhandlungen drohen maximal zäh zu werden. Um aus dieser Situation Stabilität zu schaffen, muss Sánchez nicht weniger als ein Kunststück gelingen.

Marcus.Maeckler@ovb.net

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