Vize-Regierungssprecher verstorben

von Redaktion

Hubert Aiwanger verliert völlig überraschend seinen engsten Vertrauten in der Verwaltung

München – Alles wirkte wie harmlose Routine. Bayerns Kabinett tagte am Dienstagmorgen, am Mittag traten die Minister vor die Presse. Michael Leonbacher war als stellvertretender Regierungssprecher immer dabei, koordinierte, vermittelte. Am Ende der Pressekonferenz nahm er noch eine Beamtin in den Arm, die sich in Mutterschutz verabschiedet.

Wenige Stunden später am Marienplatz mitten in München ein furchtbarer, unerwarteter Schicksalsschlag: Infarkt. Für Leonbacher, 57 Jahre jung, kommt jede Hilfe zu spät. Keine Anzeichen, keine Vorwarnung – wer Leonbacher in den letzten Wochen begegnete, erlebte einen vor Energie sprühenden, rastlosen Polit-Mitarbeiter. Seit fünf Monaten erst saß er auf der Schlüsselstelle als Vize-Regierungssprecher: Der Posten ist eine Art Scharnier zwischen den Koalitionspartnern CSU und Freie Wähler.

Leonbacher war ein enger Ratgeber für Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger, fast stündlich im Kontakt. Parteifreund auch, weil Kreisrat in Fürstenfeldbruck und Gemeinderat in Gröbenzell. Vor allem aber begleitete Leonbacher, Amtmann im Notardienst, im Hintergrund über Jahre hinweg Aiwangers landespolitische Arbeit, folgte ihm im November 2018 schließlich auch ins Wirtschaftsministerium. Angestellte Quereinsteiger mit Parteibuch, am Ende gar mit Selbstdarstellungsdrang wie im PR-Bereich nicht selten, werden in der beamteten Verwaltung argwöhnisch beäugt. Leonbacher machte sich mit einer umsichtigen, uneitlen Art hingegen Freunde. „Zielstrebig, kollegial“, beschreiben ihn Mitarbeiter. Journalisten schätzten, dass er sich nicht hinter Bandwurmsätzen und Phrasen verschanzte, sondern klar, oft schwungvoll Auskunft gab.

Er sei „schockiert“, sagt Ministerpräsident Markus Söder am Rande seiner Osteuropa-Reise. Als „sehr verlässlich, menschlich und außerordentlich kompetent“ würdigt er Leonbacher. Dass es in der Koalition kaum knirschte, liegt wohl auch an dessen umsichtiger Arbeit hinter den Kulissen.

„Ein wunderbarer Freund und großartiger Mensch“, sagt Aiwanger. Leonbachers Tod hat in Bayern auch eine politische Dimension: Er war der einzige wirklich enge Vertraute, den der Vize-Ministerpräsident mit in die Verwaltung nahm. Die Lücke wird sehr groß sein. CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

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