Rom – Innenminister Matteo Salvini wurde von der Nachricht kalt erwischt, während er mit Ungarns Premier Orbán Grenzzäune inspizierte. In einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz verkündete Italiens Premier Giuseppe Conte die Entlassung des Vizeministers für Infrastruktur und Verkehr, Armando Siri, von der Lega.
Grund sind die anhaltenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen den engen Salvini-Vertrauten; es geht um den Verdacht auf Korruption und mafiöse Verbindungen im Zusammenhang mit der Vergabe von staatlichen Bauaufträgen. Für die Begünstigung eines zwielichtigen Baulöwen soll Siri Bestechungsgelder in bislang unbekannter Höhe erhalten haben. Ermittlerkreise sprechen von mindestens 30 000 Euro; auch in die Kassen der Lega könnten Gelder geflossen sein.
Allen Vorwürfen zum Trotz, die er heftig bestreitet, verweigerte der Lega-Politiker bislang den Rücktritt. Zwischen Grillini-Chef Luigi di Maio und seinem Bündnispartner Salvini ist es darüber zum offenen Konflikt gekommen; beide reden nicht mehr miteinander. Der Druck aus den Reihen der 5 Sterne ist immens. Es geht um die politische Glaubwürdigkeit: Schließlich war man angetreten, um Korruption, Vetternwirtschaft und mafiösen Netzwerken den Kampf anzusagen. Contes klare Kante gilt als Kampfansage an die Lega.
Hinter verschlossenen Türen wird hitzig über den Bruch der Koalition diskutiert. Während Salvinis Lega vorgezogene Neuwahlen gerade recht kämen, haben di Maios Populisten viel zu verlieren. Der Fall Siri könnte die Gewichte jedoch drastisch verschieben. Anfang kommender Woche dürften die Würfel fallen. M. FETH