Kommunalwahl in England

Die Schlappe vor dem Desaster

von Redaktion

ALEXANDER WEBER

Das Ergebnis der Kommunalwahlen in weiten Teilen Englands und Nordirlands ist ein Vorgeschmack auf das, was der unseligen Premierministerin May und ihrem Gegenspieler Corbyn bei der EU-Wahl im Mai droht: ein Desaster. Denn die Verluste für Tories wie Labour sind schon jetzt dramatisch, obwohl der vermutliche Hauptprofiteur der vom verkorksten Brexit genervten Briten, die „Brexit“-Partei von Nigel Farage, beim kommunalen Urnengang gar nicht dabei war.

Das an Fatalitäten und Kuriositäten ohnehin schon reiche Brexit-Drama bietet zwei neue Paradoxien. Zunächst: Die politische Klasse in London hat den politischen Karren so tief in den Graben gefahren, dass der größte Vorteil des britischen Mehrheitswahlrechts, nämlich eindeutige Mehrheiten zu produzieren, nicht mehr zum Tragen kommt. Wann hat je ein britischer Premierminister, in diesem Fall Frau May, so jämmerlich versagt und konnte sich dennoch ungestraft so lange im Amt halten, weil keine Alternative bereitsteht?

Und: Gerade die jetzt einsetzende Panikstimmung in der Parteizentrale von Labour wie im Regierungssitz Downing Street 10 könnte am Ende dazu führen, dass es in allerletzter Minute vor dem 23. Mai doch noch zum Deal zwischen May und Corbyn kommt – und damit zum geregelten Brexit ohne EU-Wahl-Farce auf der Insel.

Alexander.Weber@ovb.net

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