Panikmache mag dabei sein, aber es ist keine ganz unbegründete Sorge, dass diesmal eine erstaunlich hohe Anzahl von Abiturienten durchs Abitur rasseln könnte. Den Grund kennen Experten seit Jahren. Es ist das leider schlecht konzipierte Auslaufmodell namens G8. Im alten G9 war es ein Prozent der Schüler, die durchfielen. Im G8 sind es jedes Jahr drei Prozent. Das ist kein Zufall, sondern systembedingt. Die Abiturienten verlassen sich schlicht darauf, dass das Abitur so leicht ist wie die Oberstufe insgesamt. Sie lernen es ja nicht anders. Denn in der Oberstufe werden mündliche und schriftliche Leistungen im Verhältnis 1:1 gewertet (im G9 war es 1:2), miese Klausur-Noten können durch gute mündliche Beiträge ausgeglichen werden. Im Abitur geht das nicht mehr. Kommt dann einmal eine besonders happige Mathe-Abiprüfung, steigt die Gefahr, null Punkte zu erhalten. Und das heißt: durchgefallen.
Das Kultusministerium sollte nun sehr transparent darlegen, woher die beanstandeten Aufgaben stammen – etwa aus dem gemeinsamen Pool, aus dem sich alle Bundesländer bedienen können? Dann wäre das zu hinterfragen. Die Schüler haben ein Recht auf Klarheit – und, ja, gegebenenfalls auf einen Notennachlass.
Dirk.Walter@ovb.net