Richtig erleichtert war ich, als ich in dieser Frühlingswoche den Kuckuck wieder rufen hörte. Er ist also zurückgekehrt aus seinem Winterquartier im südlichen Afrika. Und er findet auch noch genügend Nahrung bei uns an Insekten, Libellen, Heuschrecken, Ohrwürmern, Wanzen, Fliegen und anderem Kleingetier. Nach den alarmierenden Zeitungsberichten über eine Million Arten, die vom Aussterben bedroht sind, ist das ja nicht mehr selbstverständlich.
Dass der Kuckuck selber dagegen auch auf lange Sicht wohl nicht aussterben wird, liegt an der leidenschaftlichen Energie, mit welcher er für seinen Nachwuchs sorgt. Als echter Taugenichts ist er zu faul, ein eigenes Nest zu bauen. Das Kuckucksweibchen beobachtet dafür erstklassige Pflegeeltern wie den Fink, das Rotkehlchen, die Bachstelze gerne beim Nestbau und legt dann ihr Ei in ein Nest, in dem sich schon Eier der präventiven Pflegefamilie befinden. Sie scheut sich dabei auch nicht, aus einem schon überbelegten Nest einige Eier über Bord gehen zu lassen.
Rücksichtslos wie die Kuckuckseltern benimmt sich auch der junge Kuckuck, wenn er seine schwächeren Ziehgeschwister einfach aus dem Nest wirft. Eines Tages ist er dann ohne Abschied und Dank an seine Pflegeeltern verschwunden, um sein vagantisches Leben aufzunehmen. Darin, wie brutal er andere ausnutzt, ist er eigentlich nur noch mit dem Menschen zu vergleichen, der sich ja die gesamte Natur untertan und dienstbar gemacht hat. Das ist ja auch der Auftrag, den Adam und Eva nach der Bibel bekamen, als sie aus dem Paradies vertrieben wurden. Nur dürfen wir nicht so weit gehen, die Natur zu zerstören.
Über die Entstehung und Entwicklung der Arten, darüber lässt sich schon bei Darwin Auskunft holen. In einer sich ständig wandelnden Welt überleben die Arten am besten, die am anpassungsfähigsten sind oder eben auch am rücksichtslosesten wie der Kuckuck und der Mensch. Wenn aber der Klimawandel größer wird, die Temperaturen auf dieser Erde deutlich steigen, dann wird die Erde zwar merklich grüner, aber viele Arten werden das trotz aller Anpassungsfähigkeit nicht überleben können. Die Korallen sind nur ein Beispiel. Deswegen sind alle Bemühungen mehr als berechtigt, diese Entwicklung zu bremsen.
Unser gesamtes Lebens- und Wirtschaftssystem sollte man deswegen aber nicht umstürzen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass frei wirtschaftende Länder, die einen sozialen Ausgleich kennen und größeren Wohlstand produzieren, sehr viel eher geeignet sind, bessere Umweltbedingungen herbeizuführen, als staatlich gelenkte Länder wie die frühere DDR, China oder gar die frühere Sowjetunion. Zu den marktwirtschaftlich vernünftigen Schritten gegen Klimawandel und Artensterben gehört eine CO2-Steuer oder, noch sehr viel besser, ein auf weitere Gebiete ausgedehnter, den CO2-Ausstoß verknappender Handel mit Verschmutzungsrechten.
Glücklicherweise sieht es so aus, als wenn die europäischen Regierungen auf eine solche Lösung zusteuern. Den Kuckuck jedenfalls möchten wir nicht nur auf der bekannten Uhr hören, sondern weiter im Wald, wie er mit dem vertrauten Ruf sein Weibchen anlockt.
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