Mehr als 60 Twitter-Botschaften am Samstagmorgen. Der sich zuspitzende Handelskrieg mit China. Säbelrasseln in Richtung Teheran. Und wer weiß, was sich Donald Trump in Sachen Venezuela oder Nordkorea bald einfallen lässt. Der Nachrichten-Tsunami, den der US-Präsident in den letzten Tagen in Gang setzte, scheint für Außenstehende auf einen völlig überforderten Staatschef hinzudeuten, der orientierungslos durch die Weltgeschichte irrlichtert. Doch vieles spricht für ein kühl kalkuliertes Vorgehen Trumps, der seine Politik gerne nach dem Chaos-Prinzip ausrichtet.
Denn dies erlaubt ihm, die Nachrichtenlage ganz nach seinem Geschmack zu bestimmen – und von unbequemen News abzulenken. Wie dem Bemühen des Kongresses, endlich seine Steuer-Unterlagen einzusehen und auf anrüchige Geschäfte zu prüfen. Oder von der Vorladung seines Sohnes auf das Kapitol. Oder von der Debatte um ein Amtsenthebungs-Verfahren, von dem ein Teil der Demokraten weiter träumt – obwohl es der Opposition mehr schaden als nutzen würde. Dies alles im Hinterkopf, spielt Trump auf der Klaviatur der Medien wie ein begnadeter Pianist – mit Blick auf die Wahlen 2020. Ihn als Präsident Planlos zu klassifizieren, wäre deshalb ein klassisches Fehlurteil.
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