WIE ICH ES SEHE

Einigkeit und Recht und Freiheit für Europa

von Redaktion

Dass Deutschland von seiner Geschichte her ein schwieriges Vaterland ist, zeigt schon das Verhältnis zu unserer Nationalhymne. Als August Heinrich Hoffmann (von Fallersleben) 1841 auf Helgoland das Deutschlandlied dichtete, hatte sein „von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt“ eine reale Grundlage. Die Memel war preußisch, und mit der Etsch meinte er das damals zu Österreich und zum Deutschen Bund gehörende Südtirol.

Die Geschichte ist über diese Grenzmarken längst hinweggegangen. Deswegen war es richtig, dass Heuss und Adenauer nach dem Krieg die schöne dritte Strophe „Einigkeit und Recht und Freiheit…“ zur offiziellen Hymne erklärt haben.

Ministerpräsident Ramelow aus Thüringen liegt völlig schief, wenn er diesen Text mit dem Nationalsozialismus in Verbindung bringen will. Hitler nämlich ließ immer nur die erste Strophe „Deutschland, Deutschland über alles …“ singen. Dann folgte sofort im Verbund damit das unselige Horst Wessel-Lied: „Die Fahnen hoch, die Reihen fest geschlossen, SA marschiert …“.

Gleichwohl kann unsere Hymne bis heute nicht so viel nationale Identität schaffen, wie das die berühmte Marseillaise gleich in ihrer stolzen Anfangszeile tut: „Allons enfants de la Patrie …“. Da geht jedem Franzosen das Herz auf. Die ganze glorreiche Geschichte Frankreichs als Grande Nation wird lebendig

Einigkeit und Recht und Freiheit dagegen sind das beste Motto für das heutige Europa. Niemals aber käme ein Franzose, Spanier oder Italiener auf die Idee, sich mit einem noch so schönen deutschen Text einer Hymne zu identifizieren.

Aber wenigstens eine Liedmarke gibt es ja für Europa mit der Ode an die Freude aus dem letzten Satz der 9. Symphonie Ludwig van Beethovens. Das ist ein Glück und verbindend als musikalische Marke. Der deutsche Text aber von Friedrich von Schiller „Freude schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium …“ ist bei unseren Nachbarn weniger lebendig.

Das Fehlen einer Hymne wie einer einheitlichen Sprache sowie die unterschiedlichen Erblasten unserer Geschichte sind der tiefere Grund dafür, dass heute mehr denn je das angeblich vereinte Europa in so verschiedene Richtungen zeigt.

Wir haben aber nichts Besseres als Europa und statt in den Ruinen der Vergangenheit herumzustochern, sollten wir uns an die großen Europäer erinnern. Adenauer, der Italiener de Gasperi und der Franzose Robert Schumann haben die Grundlage für ein neues geeinigtes Europa gelegt. Europäer wie Helmut Kohl haben sogar die geliebte D-Mark geopfert, damit Europa ohne Vorbehalte gegen ein zu starkes Deutschland weiter zusammenwachsen kann. Diesen Weg weiterzugehen und das auch durch eine Stimmabgabe bei den kommenden Europawahlen zu bekunden, ist die einzige Chance für uns in einer Welt, die um uns herum immer autoritärer geworden ist. Der historische Elefant, der im europäischen Porzellanladen noch immer herumtrampelt, gehört ersetzt durch Einigkeit und Recht und Freiheit für ganz EU-Europa.

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VON DIRK IPPEN

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