Es gibt Ideen, bei denen man sich fragt, warum sie nicht längst in Gesetzesform gegossen sind. Ein besonders krasses Beispiel ist der Vorstoß, Gaffer für das Filmen tödlich Verunglückter zu bestrafen. Sich nach Unfällen am Pech anderer zu ergötzen, war immer schon ein schlimmes Ärgernis. Dass aber Aufnahmen von Toten nicht geahndet werden, ist ein arg makabres Versäumnis.
Weil man nach menschlichem Ermessen gar nicht ernsthaft gegen eine Verschärfung sein kann und trotzdem nichts passiert ist, schieben sich Union und SPD nun den Schwarzen Peter zu. Keiner will verantwortlich gewesen sein. Und jeder weiß: Auf diesem Gebiet nichts vorweisen zu können, lässt sich außerhalb des Politikbetriebs kaum nachvollziehen. Wenn alle vorgeben, an einem Strang zu ziehen, warum gibt es dann einen Knoten?
Wie verroht die Sitten auf den Straßen sind, war gerade erst zu sehen. Bilder von Autofahrern, die im Stau kehrt machten und durch die Rettungsgasse rollten, folgen einer erschreckenden Logik. Jeder ist sich selbst der Nächste. Früher hielten die Leute bei Unfällen aus Voyeurismus den Verkehr auf, dann filmten sie das Ganze, ignorierten Rettungsgassen, und selbst Autobahnblockaden von Hochzeitsgesellschaften hat es schon gegeben. Es ist eine unangenehme Klientel, mit der es der Staat da zu tun hat. Zu streng kann ein Gesetz gar nicht ausfallen.
Marc.Beyer@ovb.net