Der Abbruch der Brexit-Gespräche zwischen der regierenden Tory- und der opponierenden Labour-Partei kann nicht wirklich überraschen: Beide Vorsitzenden, die konservative Premierministerin Theresa May wie ihr linker Gegenspieler Jeremy Corbyn, sind viel zu tief im Klein-Klein ihrer Parteischarmützel verstrickt, als dass sie den Befreiungsschlag für Großbritannien schaffen könnten. Mays Kraft reicht nur noch aus, ihren Brexit-Deal im Juni durch Hintertürchen zum vierten (!) Mal ohne substanzielle Änderungen dem Parlament unterschieben zu wollen. Und Corbyn fehlt der Mut, jetzt klar gegen den Brexit Position zu beziehen und (über den halbherzigen Versuch hinaus, wenigstens eine Zollunion mit der EU beizubehalten), das Lager der Pro-Europäer zusammen mit den Liberalen anzuführen.
Wer so zaudert, stärkt nur jene, die sich mit Details (die aber über die Zukunft ihrer Landsleute entscheiden) nicht lange aufhalten. Vor allem Nigel Farage, der zurückgekehrte Chef der neuen Brexit-Partei, ist der Elefant im Raum, der dank des ohnmächtigen Gezänks im Londoner Regierungsviertel immer größer wird. Er, der Brexit-Radikale, geht einem Triumph bei der EU-Wahl entgegen. Und noch einer lacht sich ins Fäustchen: Boris Johnson, der Tory-Hardliner, potenzielle May-Erbe – und Gottseibeiuns jeder vernunftorientierten Politik.
Alexander.Weber@ovb.net