Berlin – Wenn Wölfe Schafe oder andere Nutztiere reißen, soll der Abschuss der Raubtiere einfacher werden. Einem Entwurf von Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) zufolge sollen einzelne Wölfe eines Rudels künftig auch dann getötet werden können, wenn nicht klar ist, welcher Wolf genau zugebissen hat – und zwar „bis zum Ausbleiben von Schäden“. Voraussetzung ist aber, dass Wölfe vor Ort schon Nutztiere gerissen haben und dann schnell gehandelt wird. Die geschützten Tiere vorsorglich abzuschießen, bliebe damit verboten.
Den Referentenentwurf leitete das Bundesumweltministerium gestern an die Fachverbände zur Stellungnahme – das ist ein wichtiger Schritt im Gesetzgebungsverfahren. Zwischen Umwelt- und Agrarministerium hatte es monatelang Streit gegeben um die Frage, unter welchen Bedingungen Wölfe geschossen werden können. Die Tiere stehen in Europa unter Schutz, seit einigen Jahren breiten sie sich in Deutschland wieder aus.
Was Naturschützer bejubeln, bereitet vielen Schäfern und anderen Tierhaltern Probleme. Immer wieder werden Tiere getötet, auch wenn sie hinter Zäunen weiden. Bislang konnten Wölfe zum Abschuss freigegeben werden, die wiederholt solche Schutzzäune überwanden und Tiere rissen. Vielen reicht das nicht. Der Umgang mit Wölfen ist zu einem politischen Daueraufreger geworden und ist ein wichtiges Wahlkampfthema vor allem in Ostdeutschland, wo im Herbst drei Landtage neu gewählt werden. Auch deswegen wuchs der Druck auf Schulze und Agrarministerin Julia Klöckner (CDU), einen Kompromiss zu finden. Das Kanzleramt hatte zuletzt vermittelt – dass die sogenannte Verbändeanhörung eingeleitet wurde, dürfte bedeuten, dass Schulze aus der Regierungszentrale grünes Licht hat. „Ich bin froh, dass sich das Bundesumweltministerium nun doch bewegt hat“, sagte Klöckner