Wien – Eine Woche nach der Veröffentlichung des Ibiza-Videos und dem folgenden Bruch der Regierung in Österreich läuft die Suche nach den Auftraggebern. Offen ist weiterhin auch das Motiv für das Video. Die „Zeit“ berichtete am Donnerstag, es sei mehreren Medien für eine siebenstellige Summe angeboten worden, diese hätten aber abgelehnt.
Von „Mittelsmännern der Beteiligten in Wien“ war laut „Zeit“ zu hören, dass die Videomacher sich zunehmend um ihre Enttarnung gesorgt hätten. Nachdem der Satiriker Jan Böhmermann bei der Verleihung eines österreichischen Fernsehpreises im April Hinweise auf FPÖ-Gespräche „in einer russischen Oligarchen-Villa“ auf Ibiza gegeben hatte, sei alles Weitere sehr schnell gegangen.
Für Aufsehen sorgten die Äußerungen des Sicherheitsexperten Sascha Wandl. Er sagte mehreren Medien, die Videofalle habe ein ehemaliger Geschäftspartner gemeinsam mit einem Wiener Anwalt gelegt. Seinen Ex-Geschäftspartner habe er auf dem Video gleich erkannt.
Zudem erklärte Wandl, er selbst habe seinen Ex-Geschäftspartner – den er selbst im Bereich Spionage ausgebildet habe – mit dem Wiener Anwalt bekannt gemacht. Er selbst sei 2016 aus dem Spionagegeschäft ausgestiegen. Konkrete Informationen über mögliche Absprachen der beiden und Details zu Hintermännern des Ibiza-Videos habe er daher nicht.
Wandls Äußerungen decken sich in vielen Punkten mit den Schilderungen des Ex-FPÖ-Politikers Johann Gudenus, der auf Ibiza für seinen damaligen Parteichef Heinz-Christian Strache dolmetschte. Zunächst soll es in Gesprächen mit dem Anwalt um den Verkauf eines Grundstücks der Familie Gudenus gegangen sein. „Der Anwalt hat dann den weiteren Kontakt gelegt“, sagte Gudenus dem „Kurier“. Der Anwalt, der auf Ibiza nicht dabei gewesen sei, habe ihm auch die Identität der vermeintlichen russischen Oligarchen-Nichte bestätigt.
Der Anwalt des Wiener Anwalts teilte mit, sein Mandant weise „sämtliche Anschuldigungen und Vorwürfe entschieden“ zurück. Die Wiener Rechtsanwaltskammer hat laut einer Sprecherin derweil eine Prüfung des Falls eingeleitet.
Politisch läuft alles auf einen Showdown am Montag hinaus. Wie die SPÖ und die bis zum Video-Skandal mitregierende FPÖ beim anstehenden Misstrauensvotum gegen Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) stimmen werden, ist unklar.