München – Die Krise der beiden Volksparteien ist offenbar stark mit ihren Parteichefinnen verknüpft – darauf deutet die Wahlanalyse der Forschungsgruppe Wahlen hin. „Nur 22 Prozent der Befragten halten die CDU-Chefin und nur 16 Prozent die SPD-Vorsitzende als hilfreich für das Abschneiden ihrer Partei“, hieß es gestern Abend in einer ersten Auswertung der Befragungen. Die Spitzenkandidaten Manfred Weber und Katarina Barley wurden demnach zwar positiv bewertet – waren aber einfach zu unbekannt.
Ins Auge fällt, wie unterschiedlich die Generationen inzwischen wählen: Unter den beteiligungsstarken 60-jährigen Wählern holte die CDU demnach 39 Prozent, bei den 18- bis 29-Jährigen brachen die Christdemokraten auf 13 Prozent ein. Umgekehrt liegen die Grünen bei der Generation 60 plus bei nur 13 Prozent – stellen aber in allen jüngeren Altersgruppen die stärkste Kraft. Bei den unter 25-Jährigen kommen die Grünen sogar auf 33 Prozent. Die Zustimmung reicht inzwischen bis weit in die bürgerliche Mitte hinein. „Mit viel Reputation auch in anderen politischen Lagern stehen die Grünen für 52 Prozent für eine moderne, bürgerliche Politik“, heißt es in der Analyse. Bei den Kompetenzen im Bereich Klimaschutz würden Union und SPD von den Grünen „regelrecht deklassiert“.
Generell wird der Großen Koalition auch in Europa-Fragen ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. 42 Prozent der Befragten kritisieren zu wenig Einsatz der Bundesregierung für ein starkes Europa. Interessant ist auch, dass der eher konservative Kurs der neuen CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer offenbar nicht goutiert wird. 66 Prozent der Befragten finden, dass traditionell-konservative Positionen in der CDU zuletzt eine „zu große Rolle“ spielten.
Während die meisten Wähler der EU positiv gegenüber stehen, sehen die AfD-Anhänger das Bündnis kritisch. Für 63 Prozent der AfD-Wähler sind „die Rechtspopulisten in Europa die Einzigen, die sich um die wirklichen Interessen der Bürger kümmern“. Sie sehen die deutsche EU-Mitgliedschaft eher kritisch, beklagen zu viel Einfluss der EU und fordern mehr nationale Eigenständigkeit. mik