Die CSU ist demütig geworden. 2014 galt ihr Europawahl-Ergebnis von unter 41 Prozent als historisches Debakel. Heute ist die Partei recht froh über 40 plus X. Nein, ein Anlass für Euphorie ist das nicht, aber ein den Umständen entsprechend sehr passables Ergebnis.
Zwei Herren haben dazu viel beigetragen. Der neue Parteichef Söder hat eiserne Disziplin walten lassen, und zwar auch dort, wo es am nötigsten erschien: gegenüber sich selbst. Er hält flammend proeuropäische Reden, moderate zur Migration, zeigt Kante gegenüber der AfD und neue umweltpolitische Hochsensibilität. Verstellungskunst oder Lernfähigkeit? Jedenfalls keine Sturheit. Gleichzeitig dimmte Söder alle Konflikte in der CSU und mit der CDU bemerkenswert herunter. Das schuf in Bayern Raum für Manfred Weber, als besonnener Kandidat breite Wählerschichten zu erreichen. Er sprach bürgerliche, liberale, progressive, sogar grüne Milieus an – jene, die sich in der Asyl-Polarisierung abwendeten. Viel mehr war wohl nicht drin im merkelmüden Unions-Umfeld.
Ist das die Trendwende für die CSU? Noch nicht. Webers Kandidatur ist zunächst ein Einmaleffekt. Auf Söder rollen neue Themen zu: Bayern braucht einen Hightech-Schub, zeitgleich drohen kriselnde Zeiten, in denen Bienen und Blühstreifen vielleicht gar nicht mehr das beherrschende Thema sind, auch die Asylpolitik kann neu hochkochen, im Bund endet der Burgfriede. Zum Aufatmen hat die CSU vielleicht einen Anlass – aber keine Zeit.
Christian.Deutschlaender@ovb.net