Europa League in Baku

Die ganz eigene Logik des Sports

von Redaktion

MARC BEYER

Wie es große Sportverbände mit der Demokratie halten, hat niemand so unverblümt beschrieben wie der Ski-Präsident Gian Franco Kasper. Als Geschäftsmann, findet er, sollte man mit Großveranstaltungen nur noch in Diktaturen gehen. Je rigoroser die Regierung, desto leichter ließen sich Ideen verwirklichen.

Wer an Kasper denkt, den wundert nicht, wenn heute Abend das Finale der Fußball-Europa-League in Baku steigt. In Aserbaidschan, dem Land der Weltranglisten-Nummer 108 und weit jenseits aller gängigen Reiserouten gelegen. Vor allem aber ist es ein Land, in dem es Bürgerrechte, nicht nur die Meinungsfreiheit, schwer haben.

Unter Demokraten gilt die Ansetzung als heikel, unter Funktionären nicht. Zwei sehr spezielle Bedürfnisse begegnen sich in Baku. Der Verband UEFA will Geld verdienen, möglichst ohne Restriktionen, das Regime sein trübes Image mit einem strahlenden Event aufhellen.

Kritische Töne sollte man von der UEFA, die in Kampagnen so gerne für Respekt wirbt, lieber nicht erwarten. Man will es sich keineswegs mit dem Gastgeber verscherzen, der auch bei der EM 2020 eine Rolle spielen wird. Als Ausrichter ist Baku eine Fehlbesetzung, als Geschäftspartner dagegen eine logische Wahl. Und nur darum geht es, in der ganz eigenen Welt der Sportfunktionäre.

Marc.Beyer@ovb.net

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