Merkel und Trump

Die Keule in seiner Hand

von Redaktion

MARC BEYER

Auch 6000 Kilometer von zu Hause entfernt kann man ein Heimspiel haben. Angela Merkel hat am Donnerstag in Cambridge, an der US-Ostküste, die Ehrendoktorwürde der Universität Harvard verliehen bekommen. Das akademische Milieu ist der promovierten Physikerin lieb und vertraut. Hier wird sie in dem selben Maße verehrt, wie ein Donald Trump verachtet wird.

Merkel hat eine Rede gehalten, in der sie den US-Präsidenten in der Luft zerriss, ohne ihn beim Namen zu nennen. Ihre Worte waren pointiert und gut begründet. Wenn man ihr dennoch etwas vorhalten kann, dann, dass sie für ihre unbequeme Botschaft den bequemen Weg wählte. Auf sicherem Terrain und vor einem Publikum, das ihr hemmungslos zugeneigt war.

Als habe Trump die subtilen Grüße auf seine grobschlächtige Art erwidern wollen, hat er, kaum dass Merkel ihre Bühne verlassen hatte, Strafzölle gegen Mexiko verfügt. Die Zölle, eigentlich Instrument der Volkswirtschaft, sind wie eine Keule in seiner Hand. Er richtet sie gegen jeden, der seinen Ärger weckt. Und das sind viele.

In seiner wilden Logik ist das kein Widerspruch. Alles ist erlaubt, solange es ihm dient. Trump bestätigt all die schlechten Eigenschaften, die Merkel ihm unterstellt. Das Problem ist nur, dass ihm das egal ist. Harvard und die akademische Welt verachtet der Präsident mindestens so sehr wie umgekehrt. Und auf den Farmen im mittleren Westen wird er auch diesmal gefeiert werden.

Marc.Beyer@ovb.net

Artikel 1 von 11