Und wieder lockt Nordafrika

von Redaktion

Franz Maget, Ex-Fraktionschef der Bayern-SPD, hat eine neue Aufgabe – für ein CSU-geführtes Ministerium

München – Eigentlich wollte Franz Maget seinen Ruhestand genießen, nachdem er 2013 nach 23 Jahren freiwillig aus dem Landtag schied. Doch lange hielt der ehemalige Fraktionschef der SPD das Pensionärsdasein nicht aus. 2016 packte er seine Sachen und ging mit seiner Frau nach Tunis, als Sozialreferent an der deutschen Botschaft. Zwei Jahre dauerte sein Engagement, dann musste er altersbedingt den Dienst quittieren.

In diesem Jahr wird Maget 66, zur Ruhe setzen will er sich aber immer noch nicht. Ausgerechnet für das CSU-geführte Bundesentwicklungsministerium engagiert er sich seit Februar als Beauftragter für Ausbildung und Beschäftigung in Nordafrika.

Maget lebt mittlerweile wieder in München. Die neue Tätigkeit sei auch „nur ein Ehrenamt“, das er frei gestalten könne, betont er. Jedoch eines, für das er brennt und in das er viel Zeit steckt. Im Juni ist Maget wieder für drei Wochen in Nordafrika unterwegs. Er soll die Kontakte pflegen und ausbauen, die er in seiner Zeit als Diplomat geknüpft hat. Auch um Marokko soll er sich kümmern.

Anfang 2016 suchte auch die bayerische Staatsregierung, die mehrere Projekte in Tunesien unterstützt, den Kontakt zu Maget. Beate Merk, damals Ministerin für regionale Beziehungen, nannte den ehemaligen politischen Gegner „einen engen Freund und Partner“, der die bayerisch-tunesische Zusammenarbeit voranbringen könne. Als Maget aus dem Botschaftsdienst schied, klopfte Merks Parteikollege, Bundesentwicklungsminister Gerd Müller, bei ihm an. „Er hat mich gefragt, ob ich nicht am Ball bleiben will.“

Und Maget wollte. Nicht nur weil ihn mit Tunesien inzwischen private Freundschaften verbinden. Er findet ein Engagement in dem einzigen Land, das nach dem arabischen Frühling stabil blieb, überaus sinnvoll. Tunesien sei zwar im Vergleich zu seinen Nachbarn klein. Doch wenn sich hier zeige, „dass sich in einem arabischen Land eine auch wirtschaftlich erfolgreiche Demokratie etablieren kann, könnte das Signalwirkung für die Region haben“.

Seit 2017 geht Deutschland mit mehreren afrikanischen Staaten, darunter Tunesien und Marokko, sogenannte Reformpartnerschaften ein, als flankierende Maßnahmen für das G-20-Projekt „Compact with Africa“. Man will die Länder attraktiver für ausländische Investoren machen. So sollen Arbeitsplätze entstehen und Menschen von der Flucht abgehalten werden.

„Der arabische Frühling war ein Ruf nach Freiheit, aber auch ein Ruf nach Arbeit“, sagt Maget. In Tunesien liege die Jugendarbeitslosigkeit immer noch bei 40 Prozent. Gleichzeitig fänden Firmen, die dort produzieren, zu wenige Fachkräfte.

Zwar hätten viele junge Menschen ein Hochschuldiplom. Das Handwerk sei aber nicht hoch angesehen, sagt Maget. Entsprechend würden Strukturen für eine gute Ausbildung fehlen. „Da rühren wir die Werbetrommel.“

Auch mit Geld des Entwicklungsministeriums und mit Hilfe des bayerischen Berufsbildungswerkes entstehen dort, wo deutsche Firmen sich ansiedeln, Einrichtungen für eine duale Ausbildung nach deutschem Vorbild. Maget soll hier auch als Vermittler helfen. „In Tunesien ist vieles umständlich. Aber am Ende funktioniert es“, sagt er.

Zunächst für ein Jahr hat sich Franz Maget in den Dienst des Entwicklungsministeriums gestellt. Ob er danach endlich kürzer tritt, da will er sich jetzt noch nicht festlegen. Glauben würde man es ihm im Moment eher nicht. STEFAN REICH

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