Der englische Humor ist unerreicht. Selbst ein Protest gegen Donald Trump klingt auf der Insel anders als an jedem anderen Ort. Als der US-Präsident letztes Jahr das Königreich besuchte, gaben sich die Briten alle Mühe, einen 14 Jahre alten Rocksong der Gruppe „Green Day“ auf Platz 1 der Charts zu hieven. Titel: „American Idiot“.
Krasser als zwischen Trump und Königin Elisabeth kann der Kontrast zwischen führenden Repräsentanten zweier Weltmächte nicht sein. Auch gestern hat die Queen den Besuch stoisch ertragen, aber wie beim ersten Mal wird ihr und ihrem Volk eine Menge zugemutet. Die Unverfrorenheit, mit der sich der Präsident etwa in nationale Angelegenheiten einmischt, würde bei jedem anderen Staatsmann sprachlos machen. Aber es ist halt Trump. Da weiß man, was einen erwartet.
Die USA und Großbritannien verbindet eine besondere Beziehung. Auch deshalb mag Trump glauben, dass seine Wahlhilfe für Boris Johnson – oder das, was er dafür hält – statthaft ist. Erfahrungsgemäß ist aber alles im Leben für ihn nur ein Deal. Sollte Johnson tatsächlich Premierminister werden, wird auch er die unangenehme Seite des Partners kennen lernen. Spätestens dann, wenn die Briten eingespannt werden in all die Konflikte von China über Iran bis in die EU, mit denen sich Trump allein irgendwann übernimmt. Es wird noch viele ernüchternde Momente auf der Insel geben. So war es auch letztes Jahr. „American Idiot“ landete auf Platz 18.
Marc.Beyer@ovb.net