London – Bei seinem Staatsbesuch in Großbritannien hat US-Präsident Donald Trump für einen schnellen Brexit geworben und ein lukratives Handelsabkommen mit den USA in Aussicht gestellt. „Die USA fühlen sich verpflichtet zu einem phänomenalen Freihandelsabkommen“, sagte Trump bei einer Pressekonferenz mit der scheidenden britischen Premierministerin Theresa May in London.
Bei dem Auftritt mit May schlug er betont versöhnliche Töne an. Allerdings mischte sich der US-Präsident auch in die innenpolitische Personaldebatte um deren Nachfolge ein, was eigentlich tabu ist.
Trump sprach sich in London für einen baldigen Austritt Großbritanniens aus der EU aus. „Ich denke, es wäre sehr gut für das Land“, sagte er. Er lockte mit einem großen Handelsdeal in der Post-Brexit-Ära und sagte, es gebe hier riesiges Potenzial. Der gemeinsame Handel könne auf das Zwei- oder Dreifache ausgeweitet werden. „Alles wird auf den Tisch kommen“, versprach Trump und schloss ausdrücklich das Nationale Gesundheitssystem der Briten, den National Health Service (NHS), ein. Er schürte damit Sorgen, dass Washington und London nach einem Brexit ohne Abkommen auf eine Deregulierung in vielen Bereichen hinarbeiten könnten.
Während seines Aufenthaltes in London telefonierte Trump am Dienstag mit Mays Dauerrivalen Johnson. Und er vereinbarte auch kurzfristig ein Treffen mit dem britischen Umweltminister Michael Gove – ebenfalls ein aussichtsreicher Kandidat für das Amt des Premierministers. Ein Treffen mit dem Oppositionsführer Jeremy Corbyn lehnte Trump nach eigenen Angaben ab. Er nannte Corbyn eine „negative Kraft“.
Unweit des britischen Regierungssitzes demonstrierten mehrere tausend Menschen gegen Trump und dessen Politik. Millionen Briten hatten sich vorab per Petition gegen einen Staatsbesuch des US-Präsidenten ausgesprochen. Die Proteste fielen aber deutlich kleiner aus als zuvor erwartet. Trump sagte, er habe so gut wie keine Proteste gesehen. Die Berichte darüber seien nichts als „Fake News“. Er habe bei seinem Besuch dagegen viel Euphorie und Liebe für die USA erfahren – auf den Straßen Londons „tausende jubelnde Menschen“. CHRISTIANE JACKE