Ladenschluss in Bayern

Die Konkurrenz heißt Amazon

von Redaktion

MIKE SCHIER

Es ist wie bei „Täglich grüßt das Murmeltier“: Wieder einmal hat der Landtag den Ladenschluss debattiert – mit den immergleichen Argumenten: Wenn Läden künftig bis 22 Uhr öffnen, seien Familien gefährdet, wäre ehrenamtliches Engagement verhindert, kleine Betriebe würden verdrängt. Also bleibt alles beim Alten. Wie immer.

Es ist eine seltsam analoge Debatte, die da geführt wird. So als würde immer noch Tante Emma gegen den bösen Supermarkt kämpfen. Und so, als würden Amazon und Google verschwinden, wenn man ganz fest die Augen schließt. Doch Tante Emma ist leider längst tot, und in München werden Lebensmittel bis 23 Uhr nach Hause geliefert – wenn man sie online bestellt. Wie erklärt die Politik, dass die Familie des Lieferanten weniger schützenswert sind als die der Verkäuferin an der Kasse? Das passt alles nicht mehr zusammen! Und was ist eigentlich mit Tankstellenverkäufern, Taxifahrern, Lokführern, Krankenschwestern, Köchen, Bedienungen, Pflegern, Polizisten, Journalisten oder den Sicherheitsleuten bei Großereignissen? Alle müssen auch nach 20 Uhr ran.

Das Seltsame an der Ladenschlussdebatte ist, wie dogmatisch sie geführt wird. Tatsächlich hat die FDP einen recht klugen Vorschlag für eine vorsichtige Flexibilisierung vorgelegt. Der Sonntag bleibt in der Regel tabu, Gemeinden soll lediglich mehr Spielraum eingeräumt werden. Ansonsten geht es um Wochentage, wo sich schon jetzt zeigt, wie gut der Markt die Zeiten regelt. Am Land schöpfen längst nicht alle Läden den Spielraum bis 20 Uhr aus. In der Stadt ist der Wunsch nach Verlängerung vor allem für Lebensmittel dagegen mit Händen zu greifen. Warum muss der Staat das unterdrücken? Und: Viele Läden müssen kreativer werden, wenn sie den Kampf gegen die Internetgiganten aufnehmen wollen – beispielsweise mit Abendveranstaltungen. Im Sinne lebendiger Innenstädte sollte der Staat das nicht behindern.

Mike.Schier@ovb.net

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