Eine Regierung vor dem Kollaps, Neuwahlen am Horizont, Staatsfinanzen außer Kontrolle, Vertrauen verspielt. Was ist nur mit Italien los, der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone? Die Einleitung des Defizitverfahrens gegen das Land kommt nicht wie ein Blitz aus heiterem Himmel, im Gegenteil. Brüssel hat mit Rom über viele Monate hinweg geradezu Engelsgeduld an den Tag gelegt. Aus der berechtigten Furcht, sonst noch mehr Wasser auf die Mühlen der Populisten zu leiten. Doch die Taktik ist nicht aufgegangen. Im Gegenteil.
Salvini und di Maio durften sich dadurch ermuntert fühlen, die Regeln nach Belieben zu biegen und zu brechen. Mit unbezahlbaren Projekten wie Bürgergeld, Frühpension mit 100 Prozent oder Steueramnestie haben Lega und 5-Sterne das Land, das sich unter der Vorgänger-Regierung mühsam aus der Rezession gekämpft hatte, erneut an den finanziellen Abgrund geführt. Euro-Regeln und Defizitkriterien? Egal. Italien zuerst. Das zynische Kalkül: Ärger mit Brüssel sorgt für Wählerstimmen.
Die Gnadenfrist ist abgelaufen, die Stunde der Wahrheit gekommen. Wie ist ein Crash noch zu vermeiden? Im Idealfall: Unter dem Druck der EU-Partner implodiert das Bündnis der Bankrotteure; und die Bürger durchschauen, dass sie ein Jahr lang für dumm verkauft wurden.
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