In der Liste der bayerischen Nationalheiligtümer kommt kurz nach dem weiß-blauen Himmel, der Zugspitze und Neuschwanstein schon das Wirtshaus. Es ist der Ort, an dem seit Jahrhunderten die von Bier und Schweinsbraten genährte Seele dieses Landes vermutet wird. Das ist der Grund, warum ein Wirtshaussterben im Freistaat immer Chefsache ist, sprich dessen Verhinderung.
Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hat einen 30 Millionen Euro schweren Fördertopf für Dorfwirtschaften ins Leben gerufen. Es sind so viele Anträge eingegangen, dass das Antragsportal im Internet gesperrt wurde. Was die Staatsregierung hier macht, ist Stammtischpolitik im wahrsten Sinn des Wortes, aber nach dem Motto – viel hilft beim Wirt immer viel. Das Problem: Keine Gaststätte wird gerettet werden, nur weil sie einen neuen Herd oder 48 Stühle aus lackierter Eiche bekommt. Die Branche ist unter Druck, keine Frage, aber die Betroffenen treiben andere Themen um: ausufernde Dokumentationspflichten, gefälschte Bewertungen im Netz, unflexible Arbeitszeitregeln oder fehlende Arbeitserlaubnisse für Asylbewerber, die sich als Küchenhilfe bewerben. Hier braucht es Hilfe. Aiwanger hat die Not der Wirte erkannt, es ist allerdings eher Schmerzensgeld, das er jetzt auszahlen lässt.
Stefan.Sessler@ovb.net