Hongkong – Bei schweren Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten in Hongkong sind mindestens 72 Menschen verletzt worden. Zwei lagen auf der Intensivstation, wie die Regierung mitteilte. Eine unbekannte Zahl Demonstranten wurde festgenommen. Regierungschefin Carrie Lam verurteilte die Proteste scharf als „Aufruhr“. Die Demonstrationen richteten sich gegen ein geplantes Gesetz für Auslieferungen an China. Wegen der Blockade des Parlaments und umliegender Straßenzüge musste die für gestern geplante Debatte über das Gesetz verschoben werden.
In einer Eskalation der Gewalt gingen Polizisten mit Tränengas, Pfefferspray, Wasserwerfern, Gummigeschossen und Schlagstöcken gegen Tausende Menschen vor, die den Legislativrat und umliegende Straßenzüge belagert hatten. Demonstranten rissen Absperrgitter ein und bewarfen Polizisten mit Flaschen, Steinen und anderen Gegenständen.
Die Sicherheitskräfte hatten sich zuerst zurückgehalten, waren aber am Nachmittag gegen die Demonstranten vorgegangen, die gewaltsam den Legislativrat stürmen wollten, wie es hieß. Hintergrund der Proteste ist das geplante Auslieferungsgesetz. Es würde Hongkongs Behörden erlauben, von der chinesischen Justiz verdächtigte Personen an die kommunistische Volksrepublik auszuliefern. Kritiker argumentieren, dass Chinas Justizsystem nicht unabhängig sei, nicht internationalen Standards entspreche und Andersdenkende politisch verfolge.