FDP warnt vor Klima-Hysterie

Das Schwanken zwischen Extremen

von Redaktion

CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

FDP-Chef Christian Lindner liefert, was ihm jüngst nicht immer gelang, einen klugen Beitrag zum Klimaschutz. Er hat Recht mit der Warnung vor Hysterie im Politbetrieb, vor den Schlagworten „Notstand“ und „Kollaps“. In dieser Debatte läuft das Land Gefahr, Maß und Mitte gegen Emotion und Überschwang zu verlieren. Die Debatte schaukelt in Extremen zwischen Klimawandel-Leugnern und der Maximalforderung, sofort jedes Politikfeld der CO2-Reduktion unterzuordnen. Erstere haben nicht Recht, zweiteres übersieht: Wer Klimaschutz mit dem Holzhammer betreiben will, wird die Unterstützung der Bevölkerung verlieren und am Ende nichts umsetzen.

Umweltverschmutzung und Erderwärmung einzudämmen, sind auf der Agenda sehr schnell ganz nach oben geschnellt. Diese Ziele werden nicht verschwinden, und das ist gut so – für den Erhalt der Lebensgrundlagen haben die Menschen jenseits von Parteipräferenzen eine große Sensibilität entwickelt. Langfristig muss Politik aber mehrere Prioritäten kombinieren können. Wenn die Wirtschaft kriselt, Kurzarbeit einsetzt, Jobs wackeln, Lebensstandards auf der Kippe stehen, werden die Betroffenen nicht alles dem Klimaschutz unterordnen wollen. Demokratische Parteien müssen auch für diese Menschen da sein. Der Gedanke trügt, die Bürger umerziehen zu können. Die Lehre aus der Migrationspolitik: Sorgen kleinzureden, führt nicht zu Begeisterung, sondern zur Spaltung der Bevölkerung. Solche Fehler kann man sich höchstens einmal pro Jahrzehnt leisten.

Christian.Deutschlaender@ovb.net

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