Küken-Töten

Ein Urteil gegen die Billig-Logik

von Redaktion

MARCUS MÄCKLER

Es geht weiter, das Töten – und trotzdem steckt im Urteil zum Vergasen männlicher Küken eine gute Nachricht. Bisher stuften Gerichte die Praxis nämlich als „vernünftig“ ein, weil es den Mastbetrieben wirtschaftlich nicht zuzumuten sei, die unprofitablen Hähnchen großzuziehen. Profit ging vor Ethik. Nun ist die Sache anders: Mit dem gestrigen Richterspruch wiegt der Tierschutz schwerer. Das Urteil ist daher auch eines gegen die perverse Billig-Logik der Lebensmittel-Industrie, die den Wert tierischen Lebens nicht anerkennt.

In der Praxis wird das aber zunächst mal nichts ändern und hier liegt der Knackpunkt des Urteils. Denn auf einen Zeitplan für die Umstellung auf Alternativ-Verfahren wollten sich die Richter nicht festlegen. Die Politik ist nun also am Zug – was nicht unbedingt zuversichtlich stimmen muss. Die zuständige Ministerin heißt nämlich Julia Klöckner (CDU) und wer deren Handlungswillen in puncto Tierschutz beurteilen möchte, schaue auf die betäubungslose Ferkel-Kastration, die trotz anderslautender Versprechen noch immer Praxis ist.

Am längsten Hebel sitzt jetzt der Kunde. Er hat die Wahl, ein paar Cent an der Supermarktkasse zu sparern, oder doch Eier aus Betrieben zu kaufen, die Alternativen zum Küken-Töten einsetzen. Man mag das bedauern, aber Einkaufen ist längst eine ethische Angelegenheit.

Marcus.Maeckler@ovb.net

Artikel 11 von 11