Filderstadt – Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck wünscht sich eine „erweiterte Toleranz in Richtung rechts“. Toleranz fordere, „nicht jeden, der schwer konservativ ist, für eine Gefahr für die Demokratie zu halten und aus dem demokratischen Spiel am liebsten hinauszudrängen“, sagte er dem „Spiegel“. „Wir müssen zwischen rechts – im Sinne von konservativ – und rechtsextremistisch oder rechtsradikal unterscheiden.“
Gauck mahnte, die CDU müsse für einen bestimmten Typus des Konservativen wieder eine Heimat werden. Das gelte für Menschen, für die Sicherheit und gesellschaftliche Konformität wichtiger seien als Freiheit, Offenheit und Pluralität. Früher seien diese Menschen in der CDU/CSU von Alfred Dregger und Franz Josef Strauß beheimatet gewesen. „Doch seitdem die CDU sozialdemokratischer wurde, sind die heimatlos geworden.“ Gauck verlangte zugleich, klare Grenzen zu ziehen. „Es ist Schluss mit Nachsicht, wenn Menschen diskriminiert werden oder Recht und Gesetz missachten.“ Man müsse aber darüber streiten, wo man die Grenzen ziehe. Solange das Grundgesetz nicht verletzt werde, sondern nur unangenehme Thesen vertreten würden, sei das Ausdruck einer offenen Gesellschaft.
CDU-Politiker Ruprecht Polenz mahnte dagegen zu einem Bekenntnis zur Pluralität. Der „Wunsch nach gesellschaftlicher Konformität steht im Widerspruch zum Grundgesetz“, warf er Gauck vor. Unterstützung erhielt Gauck von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). „Ein gesunder Patriotismus, Heimatliebe oder das bewusste Leben von Werten ist wichtig für unser Land“, schrieb Kretschmer auf Twitter. dpa/afp