Neuer Organspende-Vorschlag

Druck gefährdet die Akzeptanz

von Redaktion

SEBASTIAN HORSCH

Zunächst klingt es fair und logisch. Wer nicht bereit ist, anderen im Todesfall seine Organe zu spenden, soll auch selbst nachrangig behandelt werden, wenn er einmal eine Niere oder gar ein Herz brauchen sollte. So läuft es in Israel, und der neue Ärztepräsident Klaus Reinhardt hält das auch in Deutschland für „diskussionswürdig“.

Bedenken sollte er allerdings, dass es sich hierbei nicht um einen Tauschring handelt, in dem man sich aushilft, wenn mal ein Werkzeug fehlt. Es geht um das Entnehmen von Organen aus dem noch warmen Körper eines soeben Verstorbenen. Ein Gedanke, der ein gewisses Unwohlsein auslösen kann. Und dieses Gefühl dürfte sich bei vielen eher noch verstärken, wenn sie sich künftig gedrängt sehen sollten, dem besser heute als morgen zuzustimmen. Schließlich könnte sie sonst jede Woche ohne Spender-Ausweis eines Tages selbst das Leben kosten.

Ja, es gibt zu wenige Organspender. Gleichzeitig ist die theoretische Spende-Bereitschaft im Land weit höher als die tatsächliche Spenderzahl. Deshalb ist es richtig, die Menschen dazu zu zwingen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Das haben auch zwei Gesetzesvorschläge zum Ziel, über die der Bundestag bald abstimmt. Die Entscheidung eines jeden Einzelnen aber muss immer frei bleiben. Wer hier Druck ausübt, gefährdet die Akzeptanz der Organspende in der gesamten Bevölkerung.

Sebastian.Horsch@ovb.net

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