Nach dem Tode ihres Mannes lebt Helga weiter in der schönen 4-Zimmer-Wohnung im Altbau in einer der Großstädte mit viel Zuzug.
Eigentlich würde sie lieber in eine kleinere Wohnung umziehen. Dazu hat sie sich auch schon umgesehen, aber mit Schrecken festgestellt, dass eine solche Wohnung, obwohl kleiner, mehr kostet als das, was sie jetzt an Miete zahlen muss.
Helga ist nämlich mit einem Altmietvertrag Regulierungsgewinnerin der in Deutschland nicht mehr frei zu vereinbarenden Mieten. Ihre Miete ist gedeckelt durch den Mietspiegel, der in begehrten Großstädten nicht die wirkliche Preisentwicklung anzeigt. Schon jetzt sagt die Statistik, dass ältere Menschen wie Helga pro Kopf eine größere Wohnfläche in Anspruch nehmen als junge Familien.
Wie das Beispiel von Helga zeigt, führt das zu einer Verknappung des Angebotes von Wohnfläche und vor allem zu sozialen Ungerechtigkeiten gegenüber den jungen zuziehenden Familien, die keine bezahlbare Wohnung finden. Durch die Privilegierung der Altmietverträge kommen nur zwölf Prozent der Wohnungen in einer durchschnittlichen Stadt jedes Jahr auf den Markt.
Würden dagegen alle Mieten – nicht in Sozialfällen, aber doch im Grundsatz – der freien Vereinbarung überlassen, dann könnten sich die Märkte für neue Vermietung deutlich entspannen. Der Mietsuchende würde wieder vom Bittsteller zum geschätzten Kunden und das Angebot an Wohnungen in den attraktiven Städten würde sich erhöhen. Die Neuvermietungs-Mieten würden nicht steigen, sondern eher sinken. Unsere Freundin Helga würde in die eigentlich von ihr gewünschte kleinere Neubauwohnung umziehen und entsprechend Platz schaffen für junge Familien, die ihre alte Wohnung zu erträglichen Bedingungen mieten könnten. Das Angebot bezahlbarer Wohnungen würde zwangsläufig steigen.
Zu einem solchen Befreiungsschlag gehört aber ebenso, das Angebot an Bauland durch Verdichtung in den großen Städten und Neuerschließungen in den Umlandgemeinden endlich zu vergrößern. Dann sinken die überhöhten Grundstückspreise. Wenn dazu Bauvorschriften auf ein vernünftiges Maß zurückgefahren werden, wird auch das Bauen billiger. Wer einmal durch Berlin fährt, kann sehen, dass gerade diese Stadt besonders viele Brachflächen aufweist, die mit bezahlbaren Wohnungen bebaut werden könnten.
Der Senat von Berlin hat die soziale Schieflage am Wohnungsmarkt erkannt, will aber, statt Überregulierungen abzubauen, durch eine Mietdeckelung für alle Wohnungen die Vertragsfreiheit im Mietrecht ganz abschaffen. Das wird die Verteilung von Wohnraum noch unsozialer und begehrte Wohnungen noch knapper machen, als es heute der Fall ist.
Auch andere Großstädte sollen solche Pläne bereits in der Schublade haben. Man muss kein Prophet sein, um zu wissen, was am Ende einer solchen Entwicklung steht. In der untergegangenen DDR durfte aus „sozialen Gründen“ keine Miete erhöht werden. „Wen Gott strafen will“, hieß es daher, „den lässt er ein Mietshaus erben“. Verständlich, dass die Hauseigentümer nichts mehr investieren wollten. Die Gebäude wurden marode. Am Ende brach das ganze System zusammen.
Wir sollten uns nicht auf diesen Weg in die Knechtschaft begeben. Volkswirte wissen, dass jede Regulierung weitere Regulierungen nach sich ziehen muss.
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