Nossentiner Hütte/Berlin – Zwei Rauchsäulen am Himmel zeugen gestern vom schwersten Unglück der Luftwaffe seit Jahren. Nach einer Kollision am Himmel bei einer Luftkampfübung stürzen zwei „Eurofighter“ in Mecklenburg-Vorpommern ab. Ein Pilot wird lebend aus einem Baum gerettet. Vom zweiten fehlt zunächst jede Spur, aber nahe der Absturzstelle finden Rettungsmannschaften am Nachmittag Leichenteile. Später bestätigt die Luftwaffe dann auch noch offiziell seinen Tod.
In Laage bei Rostock sind rund 25 „Eurofighter“ stationiert. Bei Bedarf werden sie auch für die Sicherung des deutschen Luftraums eingesetzt. Die beiden betroffenen Maschinen des Taktischen Luftwaffengeschwaders 73 „Steinhoff“ sind gestern am frühen Nachmittag im Luftraum südlich von Rostock unterwegs, als sie gegen 14 Uhr in der Luft zusammenstoßen. Die Luftwaffe bestätigt später, dass beide Piloten noch den Schleudersitz betätigten. Der typischerweise einsitzige Jet fliegt mit zweifacher Schallgeschwindigkeit. Er kann sowohl für Luft-Luft- als auch für Luft-Boden-Kämpfe bewaffnet werden. Gestern waren aber beide Flugzeuge laut Luftwaffe unbewaffnet.
Trümmer regnen nach dem Zusammenstoß über das Gebiet bei Plau am See, das bei Touristen beliebt ist und dessen Campingplätze zu Beginn der Sommerferien in den ersten Bundesländern gut besucht sind. Die Polizei warnt via Twitter: „Bitte nicht nähern!“
„Das sind Momente des Entsetzens, des Erstarrens, der Sprachlosigkeit“, sagt Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) wenige hundert Meter vom Ort des Absturzes entfernt. „Leider hat sich die Hoffnung für einen unserer Piloten nicht erfüllt.“ Am Tag der Trauer sei die Frage nach der Einsatzbereitschaft – möglichen Konsequenzen aus dem Absturz – zweitrangig.
In Nossentiner Hütte steht Edeltraut Kurth in ihrem Garten und blickt ungläubig in Richtung eines 400 Meter entfernten Feldes, wo kurz zuvor eine der beiden Maschinen niedergegangen war. „Wenn man so etwas einmal erlebt hat, möchte man nicht mehr, dass hier solche Tiefflugübungen noch stattfinden“, sagt die 66-Jährige.
W. WAGNER, C. HOFFMANN