Kronprinzen leben in der CDU gefährlich. König Helmut Kohl regierte einfach immer weiter – so lange, bis es für Wolfgang Schäuble zu spät war. Ähnlich ergeht es nun Annegret Kramp-Karrenbauer. Angela Merkel macht nicht die geringsten Anstalten, das Kanzleramt für ihre Prinzessin zu räumen. Deren Rückhalt in Partei und Öffentlichkeit ist – auch durch eigene Ungeschicklichkeiten – so schnell geschwunden, dass sie die offene Revolte gegen die Über-Mutti nun nicht mehr wagen kann.
Man kann den harten Popularitäts-Sturz fair finden oder nicht. Aber klar ist, dass CDU und CSU sich damit auseinanderzusetzen haben, dass viele Bürger der CDU-Chefin die Kanzlerschaft nicht recht zutrauen. Die 56-Jährige ist klug genug zu wissen, dass sie ihre Optionen sorgfältig wägen muss. So wie es ihre Vorgängerin Angela Merkel im Jahr 2002 tat, als sie in ähnlich bedrängter Lage die Kanzlerkandidatur nach einem Frühstück in Wolfratshausen ihrem älteren Unionsfreund Edmund Stoiber überließ (nur um 2005 selbst zur Kanzlerin gewählt zu werden). Der betont herzliche öffentliche Umgang von AKK und ihrem (Ex-)Rivalen Friedrich Merz deutet darauf hin, dass beide ein ähnliches Szenario zumindest gedanklich durchspielen – schon um im Team die gemeinsamen Konkurrenten Armin Laschet und Jens Spahn auf Distanz zu halten. Vor allem Laschet hat seine Parteichefin zuletzt wiederholt öffentlich kritisiert.
Spahn ist 39, Laschet 58, Merz schon 63. Nach einem Frühstück im Sauerland könnte AKK noch immer hoffen, später Kanzlerin zu werden. Falls sie so lange warten kann.
Georg.Anastasiadis@ovb.net