Wenn in eineinhalb Jahren die US-Bürger in die Wahlkabinen gehen, um über eine zweite Amtszeit von Donald Trump zu entscheiden, dürfte die erste Debatte der Präsidentschaftskandidaten der Demokraten ebenso vergessen sein wie die meisten der Bewerber. Man könnte deshalb die Veranstaltung in Miami, die gestern Abend mit einer zweiten Frage- und Antwort-Runde von zehn weiteren Aspiranten – darunter auch Umfragen-Favorit Joe Biden – fortgesetzt wurde, als sinnlose Pflichtübung abstempeln. Doch dies wäre ein Fehler.
Zum einen sind Debatten wie diese ein wichtiger Bestandteil der Demokratie in den USA – anders als in Deutschland, wo Kanzlerkandidaten und Parteichefs immer noch gerne von Parteien in Hinterzimmern ausgekungelt werden. Und zum anderen sind da doch recht wichtige Erkenntnisse. Wie die Tatsache, dass Kandidaten wie beispielsweise Mitfavoritin Elizabeth Warren, die den ersten Abend dominierte, von den Fehlern der substanzlosen Hillary Clinton im Jahr 2016 gelernt haben. Warren punktete mit klar formulierten Politik-Vorschlägen, anstatt schlicht zu sagen: „Trump muss weg!“ Oder der Fakt, dass Amerikas Liberale selten so weit links standen wie in diesem Jahr. Oder auch der Umstand, dass neben den Dauer-Themen Krankenversicherung, Einwanderungsreform und Reichen-Besteuerung endlich auch der Klimaschutz aufgewertet wurde.
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