„Besonders anzumerken ist, dass die Politikerin (Ursula von der Leyen, d. Red.) in ihrem Zugang zu Russland nicht den Begriff eines ,Partners‘ pflegt, aber auch nicht den des ,Feindes‘. Sie ist der Auffassung, dass der russische Präsident ,Schwäche‘ nicht schätzt und mit ihm deshalb ein ,harter Ton‘ anzuschlagen ist. (…) Sollte die deutsche Politikerin auf dem Chefposten der EU-Kommission bestätigt werden, wird das in jedem Fall kein leichter Dialog-Partner für Moskau.“
Nesawissimaja, Moskau
„Wird von der Leyen wirklich Kommissionschefin, würde Deutschland im Herzen der EU in die Pflicht genommen. (…) Für Erfolge und Misserfolge in Brüssel trüge Deutschland künftig direkt Verantwortung.“
Tages-Anzeiger, Zürich
„Die Beschlüsse des Europäischen Rates vom Dienstag sind ein bedeutender Schritt in Richtung Gleichberechtigung von Frauen und Männern. (…) Dass Frauen eine solche Verantwortung tragen, wird viele andere ermutigen, an sich selbst zu glauben, an ihre Legitimität, unabhängig vom Arbeitsbereich. Und es ist ein schönes Signal, das Europa an den Rest der Welt sendet.“
La Croix, Paris
„Ja, von der Leyen hat sich (…) nicht mit Kritik an der Migrationspolitik der Visegrad-Staaten hervorgetan. Sie gehörte auch nicht zu den schärfsten Kritikern des Demokratieabbaus in Polen oder Ungarn. (…) Wer nun aber denkt, dass sie als Vertreterin einer konservativen Partei mit den mitteleuropäischen Konservativen vom Typ Orban oder Kaczynski im Einklang stehen wird, irrt zutiefst. (…) Zudem ist es sehr wahrscheinlich, dass von der Leyen bald Angela Merkel als Hassobjekt xenophober Populisten nicht nur in unserer Region ersetzen wird. Eine Frau, die sich für ein föderales Europa, Gender-Quoten und Migranten einsetzt? Das ist das ideale Feindbild für diesen Typ von Politiker.“
Hospodarske noviny, Prag
„Die überraschende Nominierung der deutschen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen als Kommissionspräsidentin ist nicht nur eine Enttäuschung für Frans Timmermans und die Niederlande, sondern auch für alle, die gehofft hatten, dass das System der Spitzenkandidaten den europäischen Wählern mehr Kontrolle bei der Auswahl eines der mächtigsten Menschen in Brüssel geben würde. (…) Es liegt nun an den Mitgliedern des Europäischen Parlaments, ob sie sich mit dem kollektiven Abschuss ihrer Spitzenkandidaten abfinden.“
de Volkskrant, Amsterdam
„In Europa sind nun zwei Eiserne Ladys an der Macht. (…) Wie an allen Superfrauen, die (…) eine scharfe und sogar aggressive Sprache sprechen, scheiden sich an der neuen Präsidentin der Europäischen Kommission die Geister.“
La Repubblica, Rom
„Keiner der Spitzenkandidaten, die von ihren Parteien als europäische Gallionsfiguren aufgestellt wurden, überlebte das zynische Kräftemessen, das die Verteilung der Spitzenjobs in Europa darstellt. (…) Stattdessen kam in der letzten Minute die Ersatzspielerin von Angela Merkel, Ursula von der Leyen, von der Bank. Es wirkte wie eine schlechte Imitation eines Agatha-Christie-Thrillers, in dem sich auf der letzten Seite eine bisher unbekannte böse Zwillingsschwester als Täter erweist. “
De Standard, Brüssel
„Und am Ende gewinnen immer Deutschland und Frankreich! Wenn es eine Lektion aus dieser Ernennung für die ,Spitzenjobs‘ der Europäischen Union gibt, dann sicher diese.“
DNA, Straßburg