Man fragt sich oft, was im Kopf eines Menschen vorgeht, der mit Tempo 160 durch die Innenstadt pflügt. Viel kann es nicht sein. Im Gewirr der Ampeln, Kreuzungen und Zebrastreifen ist ein Gefährt bei solchen Geschwindigkeiten unmöglich zu kontrollieren. Dennoch tauchen regelmäßig Meldungen auf, dass es wieder jemand getan hat. Und dass die Raserei ein übles Ende genommen hat.
Die Justiz zieht daraus einen radikalen Schluss: Wer so fährt, nimmt billigend in Kauf, dass Menschen zu Schaden, schlimmstenfalls ums Leben kommen. Dass nun ein Raser, der in Stuttgart mit 550 PS zwei Menschen tötete, wegen Mordes angeklagt wird, ist so konsequent wie richtig. Der Fall fügt sich ein in eine Reihe von Urteilen, wo der Vorwurf der fahrlässigen Tötung als nicht mehr ausreichend empfunden wurde. Und er passt in ein Muster: Die Fahrer sind jung, ihre Autos hochmotorisiert.
Das ist eine fatale Kombination, die die Justiz schon lange beschäftigt. Neu ist die Strenge. Es ist noch nicht mal zwei Jahre her, dass etwa illegale Straßenrennen als Ordnungswidrigkeit eingestuft wurden. Das Umdenken ist so wichtig, weil Raserei potenziell jeden betrifft. Ein geordneter Straßenverkehr kann nur funktionieren, wenn sich alle Teilnehmer an die Regeln halten. Sobald auch nur einer ausschert – ob aus Selbstüberschätzung, Ignoranz oder Dummheit –, gerät das ganze Konstrukt ins Wanken. Im Extremfall mit schrecklichen Folgen.
Marc.Beyer@ovb.net