WOLFGANG HAUSKRECHT
160 000 Münchner unterstützen das Bürgerbegehren für mehr Radverkehr – mehr als 17 Prozent der Wahlberechtigten. Die Münchner SPD wäre um so ein Ergebnis bei der Landtagswahl froh gewesen (12,8 Prozent waren es). Das Begehren hat also eine Wucht, an der weder SPD noch CSU im Münchner Rathaus vorbeikommen, will man den Grünen nicht noch mehr Wähler in die Arme treiben. Im März ist Kommunalwahl.
Auch abseits allen politischen Kalküls ist klar: München braucht mehr Radverkehr. Ohne Ausbau der Infrastruktur geht das nicht. Zu erwarten ist, dass sich die rotschwarze Rathaus-Spitze mit den Initiatoren (darunter Grüne, ÖDP und Linkspartei) an einen Tisch setzt. Gut möglich, dass man sich ohne Bürgerentscheid einigt.
Der Spagat ist nicht einfach, denn man kann dem Autoverkehr nicht beliebig Fahrspuren wegnehmen. Auch die Fußgänger brauchen Platz, neue Tram- und Busspuren sollen entstehen. Intelligente Konzepte sind also gefragt. Verlierer dürfte am Ende der Autofahrer sein. Mehr Park + Ride könnte Abhilfe schaffen, aber dafür fehlen bekanntlich an allen Ecken und Enden Stellplätze.
Das Begehren ist Ausdruck einer völlig verfahrenen Verkehrssituation. Der Ausbau von U- und S-Bahn geht im Tempo einer übermüdeten Schnecke voran, darauf kann München nicht warten. Die oberirdischen Verkehrsflächen müssen also vorher neu verteilt werden. Der Radverkehr ist dabei aber nur ein Baustein. Das sollte auch den Initiatoren des Bürgerbegehrens bewusst sein.
Wolfgang.Hauskrecht@ovb.net