Teheran/Washington – Am 12. Mai melden die Vereinigten Arabischen Emirate „Sabotageakte“ gegen vier Schiffe vor der Küste. Am 13. Juni gibt es mehrere Explosionen an Bord von zwei Tankern im Golf von Oman. Die USA machen die iranischen Revolutionsgarden für die Vorfälle verantwortlich, die die Spannungen in der Golfregion weiter anheizen. Doch der Iran bestreitet jede Verwicklung, man habe mit den Aktionen nichts zu tun. Wer Recht hatte, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Die Liste ähnlicher Konfrontationen am Golf wird aber täglich länger, und die Sorge nimmt zu, dass eine Fehleinschätzung oder Überreaktion einen Krieg in Nahost auslösen könnte.
Gestern läutete die Regierung in Iran die neueste Runde des Verwirrspiels mit dem Westen ein: Der Geheimdienst habe ein Netzwerk des US-Geheimdienstes CIA im Iran aufgedeckt, 17 Agenten seien verhaftet worden, teilte der Leiter der Spionageabwehr mit. Alle Festgenommenen seien Iraner. Einigen von ihnen droht die Todesstrafe.
Das Kuriose: US-Präsident Donald Trump dementiert sofort und will von dem Verlust von CIA-Agenten nichts wissen. Es handele sich, so Trump, um Lügen und Propaganda eines „religiösen Regimes“, das versage und keine Ahnung habe, was es machen solle. Weiter twitterte Trump: „Ihre Wirtschaft ist tot, und es wird noch viel schlimmer werden. Der Iran ist ein totales Chaos!“
Demgegenüber heißt es in Teheran, auch einige europäische und asiatische Länder hätten bei den CIA-Einsätzen gegen den Iran mitgewirkt. Die CIA habe bewusst Iraner gewählt, weil sie die Landessprache beherrschten und Zugang zu verschiedenen Organisationen hätten, so ein Offizieller. Mit gefälschten Dokumenten sollten sie nicht in den Fokus der iranischen Sicherheitsbeamten rücken. Den angeblichen Agenten seien im Gegenzug US-Visa, Greencards, die amerikanische Staatsangehörigkeit und lukrative Jobs in den Staaten versprochen worden. Diese Versprechen seien jedoch nicht eingehalten worden, fügte der Offizielle hinzu.
Die Angelegenheit ist ebenso undurchsichtig wie die zuvor erfolgte Festsetzung des unter britischer Flagge fahrenden Öltankers „Stena impero“ im Golf von Oman. Die Beschlagnahmung des Tankers war nach iranischen Angaben sowohl legal als auch legitim und „keineswegs eine Vergeltungsmaßnahme“. Teheran könne Dokumente vorweisen, wonach der Tanker in iranischen Gewässern gewesen und auf der falschen Richtungsspur von Süden in die Straße von Hormus eingefahren sei, sagte Regierungssprecher Ali Rabiei in Teheran. Die britische Seite beharrt jedoch darauf, dass der Tanker in internationalen Gewässern unterwegs gewesen sei, und wertet die Aktion als eine „feindliche Handlung“, die „ernsthafte Konsequenzen“ nach sich ziehe. Gestern tagte das britische Kabinett und beschloss, eine von europäischen Ländern angeführte Seeschutzmission in der Region auf den Weg zu bringen. Dieser Einsatz solle Schiffe schützen, die durch die Meerenge fahren. Ob Deutschland sich daran beteiligen würde, blieb gestern offen. Außenminister Heiko Maas deutete lediglich an, dass es Maßnahmen geben werde, „mit denen man Gefahren in der Straße von Hormus begegnet“.
Bereits am 20. Juni war die Lage im Golf gefährlich eskaliert: Iran meldete den Abschuss einer US-Aufklärungsdrohne des Typs „RQ-4A Global Hawk“. Präsident Trump sprach von einem „sehr schweren Fehler“ Teherans. Einen Militärschlag will er wegen der befürchteten Todesopfer erst in letzter Minute gestoppt haben – sie wären „unverhältnismäßig“ gewesen, teilt er mit. Ob die Drohne überhaupt iranischen Luftraum verletzt hatte, bleibt umstritten.
Die ständigen Zwischenfälle in der Straße von Hormus sind höchstbrisant: Rund ein Drittel des Öls für die Welt wird durch die Meerenge am Golf von Oman transportiert. Deshalb machte US-Außenminister Mike Pompeo gestern deutlich, dass er andere Länder in der Pflicht sieht, für die Sicherheit ihrer eigenen Schiffe im Persischen Golf zu sorgen. aw/dpa/afp